1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fachsen noch eine Zeit lang siegreich, und selbst die Fürsten von Wales und
Cumberland und Malcolm, König von Schottland, mußten ihren Königen
den Lehenseid leisten. Allein schon der kraftlose König Et helred (978 —
1016) mußte den Dänen einen schimpflichen Tribut zahlen, und als er bei
der ungeheuern Erbitterung der Engländer über die großen Abkaufssummen
endlich den abscheulichen Befehl gab, alle in England wohnenden Dänen
zu ermorden (1002), erschien König Swen, der Glückliche genannt, von
Dänemark als Bluträcher der Erschlagenen und eroberte nach schrecklichen
Verwüstungen und Brandschatzungen das ganze Land (1013). Ungeachtet
Swen eines frühen Todes starb, gelang es doch seinem Sohne Kanut
dem Großen (1017 — 1035), England zu behaupten. Er war einer der
mächtigsten Fürsten seiner Zeit, da auch Dänemark und Norwegen seinem
Scepter gehorchten, und suchte mit Weisheit und Gerechtigkeit die Dänen
und Engländer einander näher zu bringen. Seine Söhne traten aber nicht
in ihres Vaters Fußtapfen, und so benutzten die Engländer die Uneinigkeit
der Brüder, um das dänische Joch abzuschütteln und Ethelred's süngern
Sohn, Eduard den Bekenner, aus den Thron zu berufen (1042).
Als Eduard nach einem wechselvollen Leben 1065 starb, wußte der mächtige
Graf Harold, mit Uebergehung des letzten Sprößlings aus dem säch-
sischen Königsstamme, die englischen Großen zu bewegen, ihn zum Könige
zu erwählen.
Kaum hatte Harold den Thron bestiegen, so fanden sich zwei kühne
und furchtbare Bewerber. Nämlich Harold's eigner Bruder Tostig, der
sich wegen der Vertreibung aus seiner Grafschaft Northumberland an seinem
Bruder rächen wollte und an dem König von Norwegen, Harald Hard-
rade, einen ebenso abentheuerlich gesinnten Bundesgenossen gefunden hatte.
An der Spitze von 300 Segeln liefen die Verbündeten in den Humber ein
und richteten eine greuliche Verheerung an. Harold eilte schleunig zur
Schlacht herbei und brachte in der Schlacht bei Stamfordbridge ihrem
Heere eine entscheidende Niederlage, ihnen selbst aber, den Heerführern, den
Tod (26. September 1066). Noch lagerten die ermüdeten angelsächsischen
Sieger auf dem Schlachtfelde von Stamfordbridge, als die Nachricht
anlangte, daß Herzog Wilhelm von der Normandie mit der großen
normannischen Flotte und der Blüthe des normannischen, niederländischen
und französischen Adels zu Pevonsey in Sussex gelandet sei, um von Eng-
land Besitz zu nehmen. Vor den Augen der Welt gründete der schlaue,
tapfere und vor keinem Verbrechen zurückschreckende Wilhelm, dessen Vater
Robert, der Teufel oder der Prächtige genannt, auf einer zur Sühne
seiner Sünden unternommenen Pilgerreise nach Palästina gestorben war
(1035), seine Ansprüche auf eine vorgebliche Schenkung Eduard's des Be-
kenners, in der That aber trug er sein Recht nur auf der Spitze des
Schwertes. Man rieth dem König Harold, eine offene Feldschlacht zu ver-
meiden und den Feind durch Zaudern und Hungern zu ermüden. Allein
den König drängte es zu einer Entscheidung, und der Tag bei Hastings,
der 14. Oktober 1066, nur 18 Tage nach der Schlacht von Stamford-
bridge, brachte dieselbe. Am Morgen dieses Tages rückten die Normannen,
begeistert durch eine feurige Ansprache ihres Herzogs und das Rolandslied
singend, in drei Linien aufgestellt, auf die Engländer los, welche in eine
dichte keilförmige Schlachtordnung zusammengedrängt, heldenmüthig fochten