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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 219

1854 - Saalfeld : Riese
219 weltentsagende Mönch und Missionär, der bei Tag und Nacht am bloßen Leibe ein härenes Bußgewand, auf der Brust eine goldene Kapsel mit Re- liquien trug, Brod und Wasser genoß, Handarbeit verrichtete und den Ar- men Speise und Trank in eigner Person darreichte. Dem Papstthum war er eifrig ergeben, da er in der kirchlichen Hierarchie eine göttliche Ordnung erblickte. Die heilige Schrift studirte und benutzte er fleißig und drang in seinen Predigten auf Buße und Demuth und auf das Vertrauen auf die in Christo erschienene Gnade der Sündenvergebung und der Heiligung. Der Ruf seiner Heiligkeit machte, daß man ihm wunderbare Heilungen zu- schrieb, wiewohl er selbst die Ehre eines Wunderthäters mit Bescheidenheit ablehnte und nur das eine Wunder sich wünschte, daß Gottes Gnade ihn zu einem guten Menschen machte. Eine seiner ersten Sorgen war, den Bau seiner Bischofskirche zu vollenden und ein Kloster nach der Regel Benedict's zu gründen, in welchem er aus dänischer und slavischer Ge- fangenschaft losgekaufte Knaben aufnehmen und zu Missionären erziehen ließ; denn sein Auge war unablässig auf das weite Missionsfeld gerichtet, das sein großer Sprengel umfaßte. Allein nach dem Jahre 840 traf den Ansgar eine Reihe schwerer Unglücksfälle: das Kloster Turholt in Flan- dern, mit welchem der Kaiser Ludwig das arme Erzbisthum Hamburg aus- gestattet hatte, siel durch den Theilungsvertrag zu Verdun 843 an Karl den Kahlen von Frankreich; der Göttrikssohn Horich oder Erich I., König des dänischen Westreichs, überraschte im Jahre 845 mit 600 Schiffen und einer Bemannung von 18,000 Mann den in seiner Nähe drohenden Mis- sions- und Waffenplatz Hamburg, wobei die Stadt nebst Kirche und Klo- ster geplündert und in Asche gelegt wurde und Ansgar nur seine Reliquien durch die Flucht retten konnte; in Schweden endlich erhob sich in demselben Jahre ein heftiger Volksaufstand zur Vertheidigung der alten Götter, wo- bei ein christlicher Priester ermordet wurde und Bischof Gauzbert, ein Ver- wandter Ebbo's von Rheims, mit allen seinen Begleitern aus Schweden weichen mußte. Doch über allem Diesem verlor unser Ansgar den Muth nicht und wiederholte mit demüthigem Gottvertrauen die Worte Hiob's: „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" Und der Herr, auf den er vertraute, half ihm bald: eine fromme Matrone, Jkia oder Jda, schenkte ihin das Gut Ramelslo im Lüne- burgischen als Zufluchtsstätte für sich und seine Gehülfen, bis König Lud- wig der Deutsche ihm zum Erzbisthum Hamburg den eben erledigten Bi- schofssitz von Bremen verlieh, auf welches allmälig der Vorrang im ganzen Norden überging. Von der Zeit an hielt sich Ansgar in dem mehr be- festigten und gesicherten Bremen auf, aber feine Wirksamkeit für die Chri- stianisirung des Nordens erlitt dadurch keine Unterbrechung. Als politischer Gesandter Ludwig's des Deutschen beim Dänenkönig Horich I. gewann er am Hofe desselben großen Einfluß und benutzte die Gunst des Königs, um nördlich der Eider da, wo jetzt die Dorskirche von Haddebye bei Schleswig steht, die erste Kirche zu errichten und einen Priester anzustellen. wurde König Horich I. im Jahre 854 von einem Verwandten, dem Guttorm, mit großer Macht überfallen und nachdem beide mit der Mehr- zahl ihrer Großen in einer dreitägigen Schlacht umgekommen waren, unter dem jungen König Horich Ii. die Kirche zu Schleswig auf Betrieb des christenseindlichen Jarl Hovi geschlossen; allein bald änderte sich wieder die
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