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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 224

1854 - Saalfeld : Riese
224 viel besucht von begeisterten Pilgern wie von gewinnsüchtigen Kaufleuten. Seitdem insbesondere die christliche Frömmigkeit jene sinnliche Richtung auf die Verehrung der Bilder und Reliquien genommen hatte und es für ver- dienstlich galt, an dem Grabe zu beten, worin Der einst geruht hatte, von dem das Heil der Welt ausgegangen war; sah man Pilger in Menge von allen Orten der christlichen Welt nach Jerusalem und dein heiligen Lande, worin gleichsam Alles Reliquie war, wandern. Ein schwarzes Kleid, ein langer Stab, ein großer Hut und Muscheln von der Küste des gelobten Landes, Rosenkränze von Jerusalem waren die einsache Auszeichnung jener Wallfahrer, die nach ihrer Rückkehr in die Heimath einer besondern Ver- ehrung genossen. Diese Wallfahrten waren von den Muhammedanern zwar manchmal, aber nur vorübergehend gestört worden. Als aber die Macht der vom Al- taigebirge herstammenden und zum Islam übergetretenen S e l d s ch u k i s ch e n Türken sich erhob und ihr Sultan Malek-Schah nach der Eroberung von fast ganz Kleinasien und Syrien dem Feldherrn Orthok zur Beloh- nung für geleistete Dienste im Jahre 1086 die heilige Stadt Jerusalem übergeben hatte, stiegen die Drangsale der christlichen Pilger auf das Höchste. Die übermüthigen Barbaren schändeten die christlichen Heiligthümer und miß- ■ handelten die Christen mit ausgesuchter Grausamkeit. Ein Schrei des Schmerzes und der Entrüstung drang durch Griechen- land nach dem übrigen Europa, und der Patriarch Simeon von Jeru- salem schickte einen Abgesandten mit flehenden Bittschriften au den Papst zu Rom (Urban Ii. von 1088 — 1099). Dieser Abgesandte hieß Peter, aus der Stadt Amiens in der Picardie gebürtig, der ehedem in from- mem Drange die Welt verlassen, das Einsiedlerleben erwählt und daun auch eine Wallfahrt nach Palästina unternommen hatte (1093). Der Anblick des Greuels an heiliger Stätte und die eignen ausgestandenen Leiden hat- ten in ihm eine glühende Begeisterung entzündet, um die Schmach des Kreu- 'zes an den wilden Heiden zu rächen. Er entwarf dem Papste ein rühren- des Gemälde von der Lage der Christen in Palästina und fügte hinzu, daß ihm Christus selber im Traume erschienen sei und ihm befohlen habe, die ganze christliche Welt zur Befreiung des heiligen Grabes aufzubieten. Der Papst selbst sah sich in den Strudel der Bewegung mit hineingerissen und folgte nur dem Drange der öffentlichen Meinung und des Geistes der Zeit, als er den gewaltigen Plan faßte, die abendländische Christenheit in Be- wegung zu setzen gegen das Morgenland. Mit seiner Genehmigung durch- zog Peter der Einsiedler Italien und Frankreich von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, mit überall zündender Beredtsamkeit das Kreuz gegen die Sarazenen predigend. Schon sein Aeußeres machte einen tiefen Eindruck: bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Beschwerden, barfuß und barhaupt, gegürtet um die Lenden mit einem Strick und ein Crucifix in der Hand, auf einem Esel sitzend, zog er einher. Alis einer vorbereitenden Kirchen Versammlung zu Piacenza (1095) er- schienen Gesandte des griechischen Kaisers Alexius Komnenus vor dem Papste, und schon jetzt legten Viele das Gelübde ab, hinzuziehen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Aber erst auf der Kirchenversammlung zu Cler- mont im südlichen Frankreich, wo der heilige Vater selbst in der ganzen Fülle päpstlicher Würde und Größe auf einer weiten Ebene vor zahlreichen
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