1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zucht von Regensburg aufbrach. Zu Preßburg au der Donau, in der un-
garischen Mark, hielt er, umgeben von allen seinen Streitern , noch einen
glänzenden Reichstag, ordnete noch einmal Alles an, wie es in seiner Ab-
wesenheit sollte gehalten werden, und nahm einen letzten, feierlichen Abschied
von seinem Sohne Heinrich, dem er das Reich übertragen hatte. Unan-
gefochten gelangte er bis an die Grenzen des griechischen Reichs, auf dessen
Throne damals der feige und arglistige Jsaac Angelus saß. Er hatte
sich aus Furcht vor den Kreuzfahrern sogar mit dem Sultan Saladin ver-
bündet und suchte dem deutschen Heere allen Schaden zuzufügen. Aber
Friedrich, dem es leicht gewesen wäre, das ganze griechische Reich über
den Haufen zu werfen,, zog, wie ein gewaltiger Riese aus das zwcrghafte
Geschlecht blickend, mit großartiger Ruhe seinem Ziele zu und ließ sein
Heer durch die Griechen nach Kleinasien übersetzen (1189). Auch in Klein-
asien umschwebte der Blick des großen Feldherrn schützend das Heer, und
es gelangte mitten durch das feindliche Land wohlbehalten bis nach der
Stadt Seleucia am Saleph (Kalykadnus) in Cilicien. Aber hier kam ein
ungeheures Unglück über dasselbe: dem jugendlich ungeduldigen Kaiser
dauerte der Uebergang über die eine Brücke zu lange, und er warf sich
mit seinem Rosse in den Strom, um so das jenseitige Ufer schneller zu
erreichen. Das Wasser war kalt, wie Eis, und hatte einen jähen und
raschen Fall. Da erfaßte der Strudel den greisen Kaiser, mitten im Was-
ser verließen ihn die Kräfte, er erstarrte, und die zu Hülfe eilenden Seinen
brachten nur seinen Leichnam an das Ufer (10. Juni 1190).
Die Kunde dieses Todes wirkte auf das ganze Heer auflösend und
erschütternd. Viele eilten sogleich in die Heimath zurück; die Uebrigen
führte des Kaisers tapferer Sohn, Friedrich von Schwaben, in tiefer
Trauer nach Antiochia. Dort bestatteten sic die Gebeine des Kaisers feier-
lich in der Kirche des heiligen Petrus, fern von dem deutschen Heimath-
lande. Sein Herz hatten sie beigesetzt zu Tarsus, der Stadt des Apostels
Paulus. Aus dem weitern Zuge erlitten sie noch große Verluste und lang-
ten in einem jammervollen Zustande vor Ptolemais (St. Jean d'acre)
an, welches gerade damals von den Kreuzbrüdern unter dem wieder frei-
gegebenen Könige Guido belagert wurde.
Das deutsche Volk wollte es gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser
gestorben sei, und hing noch lange mit gläubiger Verehrung an seinem Na-
men. An diesen Namen knüpfte sich auch die Sage, nach welcher Friedrich
im Kyffhäuser-Berge in der goldenen Aue in Thüringen schläft: Da sitzt
er das Haupt auf den Arm gestützt, und sein rother Bart ist ihm durch
den steinernen Ti'ch gewachsen; einst aber, wenn das deutsche Volk in
höchster Noth ist und die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wird er
aufwachen und dem Lande wunderbare goldene Tage bringen.
Nach mancherlei Abentheuern erreichten auch die Könige von Frankreich
und England, Philipp August und Richard Löwenherz, zu Schiffe die
syrische Küste und schlossen sich den Belagerern von Acre an, zu dessen Ent-
satz Saladin herbeigeeilt war. Richard gewann durch seine großen ritter-
lichen Tugenden, seine begeisterte Religiosität, durch Kühnheit und Löwen-
wuth, ja selbst durch seinen rohen Trotz bei der Eroberung von Acre
(1191) einen so großen Ruf, daß Philipp August voll Unmuth und Eifer-
sucht in die Heimath zurückkehrte. Die Deutschen, im tiefen Volksgefühl