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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 258

1854 - Saalfeld : Riese
258 ihrer Lagerstadt Karakorum zum allgemeinen oder Dschingis-Chan erhoben und von einem Wahrsager und Zauberer als der Wille des Him- mels verkündigt wurde, daß Dschingis-Chan und sein Volk die ganze Erde erobern und beherrschen sollten. Von ihm erzählte man, daß er als neu- gebornes Kind einen Klumpen Blut in seiner Hand gehalten und nachmals bei einem über eine Horde erfochtenen Siege die angesehensten Gefangenen in 70 Kesseln habe sieden lassen, — Dinge, welche zeigten, was die Welt von ihm zu erwarten hatte. Seit jener Zeit nun brachen die Mongolen aus ihren wüsten Höhen nach allen Seiten zum Schrecken der Völker in die tiefern, reichern Länder ein. Zuerst drang Dschingis-Chan mit seinen ungezählten Schaaren über die große Mauer in China ein und eroberte einen großen Theil desselben unter furchtbaren Greueln und Verwüstungen (1215). Darauf rückte er in südwestlicher Richtung vor und schlug (1218) in den Ebenen nördlich des Jaxartes mit 700,000 Mongolen die 400,000 Streiter des Sultans von Chowaresm, der vom kaspischen Meer bis zum Indus herrschte. Mit Hülfe chinesischer Baumeister brach er selbst die Mauern der hochberühmten Städte Bochara, Samarkand, Herat, Balk, Kandahar u. a. Die eroberten Städte wurden ausgeplündert, verbrannt, die Denkmale menschlichen Fleißes zerstört, die Einwohner theils erbarmungslos niedergehauen, theils in die Sclaverei verkauft. In Bochara, einem Hauptsitze muhammedanischer Gelehrsamkeit, machte man Ställe aus den Büchersälen und zerriß die Bücher, Dinge, welche keiner von den Sie- gern je gesehen hatte. Ja, als Chan Oktal Nordchina erobert hatte, machte in dem Rathe seiner Großen einer den Vorschlag, die ganze Be- völkerung dieses weiten, menschenreichen Landes auszurotten, um einen freien Weideplatz für die Heerden der Sieger zu gewinnen, und nur die beredten Vorstellungen eines edlen Mandarinen retteten mit Mühe das schwerbe- drohte Volk. Nachdem Muhammed, der Sultan der Chowaresmier, auf einer wüsten Insel des kaspischen Meeres seinen Tod gefunden, wurde sein heldenmütiger Sohn und Nachfolger, Dschelaleddin, bis über den In- dus gedrängt, und auch hier hätten die mongolischen Züge noch kein Ende erreicht, wenn nicht der Würger der Nationen selbst, Dschingis-Chan, im Jahre 1227 im dreiundsiebzigsten Lebensjahre gestorben wäre. Allein seine Söhne und Nachfolger setzten seine Eroberungen mit glei- chem Glück und gleicher Grausamkeit fort: Oktai sandte seinen Neffen Batu mit 506,000 Streitern gegen die Reiche des Nordens und Westens aus. In weniger als sechs Jahren (1236 •— 1242) durchzog Dieser in beispiellosem Siegesläufe den vierten Theil des Umfangs der Erde und eroberte die Gebiete der Großfürsten Rußlands vom schwarzen bis zum bal- tischen Meere mit den Städten Moskau, Rjäsan, Wladimir, Kiew. Endlich wälzte sich das durch die unterjochten Völker verstärkte Heer in die weiten Ebenen von Polen. Das mongolische Heer bedeckte, so hieß es, zwanzig Tagereisen in der Länge und fünfzehn in der Breite, es wurde weder durch Berge noch Wälder noch Flüsse aufgehalten. Aus der Hölle, dem Tartarus, meinten Viele, wären diese Tartaren entsprossen. Die Schrecken des mongolischen Namens durchschauerten schon ganz Europa. Eine Gesandtschaft des Papstes an den Großchyn hatte weiter keinen an- dern Erfolg, als Bereicherung der Länder- und Völkerkunde. Noch weniger, als die Russen, waren die unter ihrem König Boleslav V. uneinigen
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