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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 265

1854 - Saalfeld : Riese
265 Franzosen die Hoffnung auf Befreiung wieder nahm. Indessen erneuerten die Mameluken bald darauf den Vertrag mit den Franzosen, und Ludwig schiffte sich mit dem kleinen Reste seines Heeres nach Palästina ein, welches er erst nach vierjährigem, für die dortigen Christen fast nutzlosem Aufent- halte verließ, als der Tod seiner Mutter Blanka von Castilien, die unterdessen Frankreich regiert hatte, seine Rückkehr nothwendig machte (1254). Das Schiff, ans welchem der fromme Monarch zurückkehrte, ließ er nach Art einer Kapelle einrichten: vor einem Altar mit kostbarer Monstranz und Reliquien wurde alle Tage Messe gelesen, und wöchentlich dreimal gepre- digt. Die Sterbenden bereitete der König selbst zum Tode. In ganz Frankreich war man über seine Rückkehr hoch erfreut, und die Städte, Klöster und Bisthümer, durch welche er kam, brachten ihm nach alter Art Geschenke. Allein der gewissenhafte Ludwig glaubte sein Gelübde noch immer nicht erfüllt zu haben, trug noch immer das rothe Kreuz auf der Schulter und den Gedanken an einen neuen Kreuzzug in der Seele. Jedoch ließ er sich durch diese fromme Richtung seines Gemüths nicht abhalten, in den nächsten 16 Jahren für Thron und Reich mit Kraft und Verstand zu walten: er beschränkte das Fehderecht der zu Gewaltthätigkeit und Eigennützigkeit geneig- ten Barone, dehnte die königliche Gerichtsbarkeit über die Vasallen aus, verbot in allen Kronländern den gerichtlichen Zweikampf, ordnete seine Ver- hältnisse mit England, dessen König, Heinrich Iii., allen seinen Ansprü- chen auf die Normandie, die Grafschaften Anjou, Maine, Touraine und Poitou entsagte und nur Guienne unter französischer Oberlehensherrlichkeit behielt, und trat selbst den immer weiter gehenden Erpressungen der Päpste scharf entgegen, indem er festsetzte, daß der römische Hof den französischen Kirchen und Kirchengütern nur mit Bewilligung des Königs und der Kirchen selbst Steuern auflegen dürfe. Die Verwaltungsbeamten beaufsichtigte er streng und saß oft im Sommer im Gehölze zu Vincennes unter einer großen Eiche, um Bitten oder Beschwerden seiner Unterthanen anzuhören. Unterdessen gingen die Angelegenheiten der Christen im Morgenlande ihrer Auflösung immer mehr entgegen: das lateinische Kaiserthum in Kon- stantinopel befand sich unter Balduin Ii. in einem jammervollen Zustande, beschränkte sich zuletzt nur noch auf die Mauern der Hauptstadt und wurde die leichte Beute des griechischen Kaisers von Nicäa, Michael Paläo- logns (1261), dem die Genuesen aus Eifersucht gegen die Venetianer zu Hülfe kamen; die letzten Besitzungen der Christen an der Küste des heiligen Landes wurden von den unter einander uneinigen Ordensrittern nur noch schwach vertheidigt und in Europa mehr und mehr vergessen. Aber König Ludwig Ix. blieb seines'gelübdes eingedenk, nahm noch einmal das Kreuz und brachte mit Hülfe des Papstes ein wohlgerüstetes Heer von 60,000 Mann zusammen. In der Abtei zu St. Denis bei Paris nahm er das französische Reichsbanner (die Oriflamme) und schiffte sich auf genuesischen Schiffen wiederum zu Aigues Mortes ein (1270). Aber dies Mal ging 3ug, auf Antrieb des Königs von Sicilien, Karl's von Anjou, nach Tunis, dessen König die Taufe zu nehmen gelobt haben sollte. Auch erober- ten die Pilger die Burg Karthago, aber die Zahl der Feinde wuchs mit jedem Tage; die glühende Hitze erzeugte pestartige Krankheiten und viele französische Herren und Krieger, unter ihnen des Königs dritter Sohn, wur-
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