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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 266

1854 - Saalfeld : Riese
266 den vom Tode dahingerafft. Endlich erkrankte auch der König selbst so heftig, daß er seinem Ende entgegensah. Durch fromme Uebungen, die er nur durch Abfassung weiser Vorschriften zum Vermächtniß an seinen Sohn und Nachfolger Philipp unterbrach, bereitete er sich zum Tode vor und ver- schied in einem Alter von 56 Jahren mit den Worten David's: „Herr, ich will in dein Haus gehen; in deinem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen verherrlichen." Zwar landete nach des heiligen Ludwig Tode Karl von Anjou mit einem Heere bei Tunis und schlug die Sarazenen in zwei Treffen, aber durch eine Summe Geldes ließ man sich vom weiteren Vorschreiten abbringen, und die Unternehmung hatte damit ein Ende. Dieses war das letzte größere Unternehmen in der Reihe der Kreuz- züge, und wie sehr auch die Päpste auf neue Kreuzfahrten drangen und auch Könige, Fürsten und Ritter zur Annahme des Kreuzes bewogen, der Ernst der Begeisterung war erloschen und es blieb bei dem leeren Verspre- chen. In Palästina selbst brachte auch die größte Noth die Christen nicht zur Besinnung und zur Eintracht, im Innern der christlichen Städte wüthe- ten Eifersucht und blutige Fehden fort und am 18. Mai 1291 stürmten die Sarazenen Aegyptens Ptolemais (St. Jean d'acre) nach einer heldenmüthigen Vertheidigung. Die übrigen Städte an der syrischen Küste gaben die Ordensritter freiwillig auf und zogen sich nach Cypern zurück, von wo verdrängt die Johanniter sich nach Rhodus (1310) und späterhin nach Malta begaben. So endigte nach einer Dauer von zwei Jahrhunderten jene merkwür- dige, fast das ganze christliche Europa umfassende Bewegung, welche zwar das nächste Ziel nicht für lange Zeit erreichte, aber dennoch unter Gottes Leitung die heilsamsten Folgen hinterließ. Denn diese große und allgemeine Erschüt- terung sprengte die Ketten, welche den Menschen von dem Menschen trenn- ten, rief alle Klassen der Gesellschaft zu demselben heiligen Zuge auf und erweckte auch unter der niedrigsten und gedrücktesten Menscheicklasse den Gedanken der Freiheit, indem unter der Fahne des Erlösers Alle als Gleiche erschienen, als sündige Menschen und Eines Heiles theilhaft. Die Kreuz- züge trugen mächtig dazu bei, die große Idee der christlichen Kirche, nach welcher alle Völker und Staaten der christlichen Welt in Gemeinschaft neben einander stehen sollten, mehr ins Leben zu führen, eine größere völkerrecht- liche Verbindung der Staaten und durch gegenseitige Reibung die nationale Ausbildung der Völker Europas zu bewirken. Durch den Anblick so ganz verschiedener Länder und Völker, Sitten, Gebräuche und Bildungsstufen wurde der Gesichtskreis der kreuzfahrenden Völker erweitert, neue Ideen gewonnen, die Künste, Wissenschaften, Gewerbe, Natur- und Kunstproducte des Morgenlandes nach dem Abendlande verpflanzt, dem Handel und Ver- kehr neue Straßen eröffnet und in jeder Beziehung für die Entwicklung des Geistes und der Bildung Raum gewonnen. § 66. Das Mittelalter auf seiner Höhe. I. Papstthum und Kaiserthum. Wir sind hier mit unserer Erzählung bei dem Puncte angelangt, wo das Mittelalter seine Höhe erreicht hat und ein anderer Geist sich zu regen
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