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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 278

1854 - Saalfeld : Riese
f 278 theilt, Rudolf hob den Gedemüthigten wieder auf, umarmte ihn und nannte ihn fiinen lieben Freund (1276). Allein die Freundschaft der beiden Könige war nur von kurzer Dauer. Während Rudolf sich in Oesterreich festzusetzen und Adel, Städte und Bi- schöfe je einzeln durch liebreiches Betragen zu gewinnen suchte, saun der Böhmenkönig auf Rache. Dazu reizten ihn die Vorwürfe seiner Gemahlin, der stolzen Kunigunde von Bulgarien, die ihm den Tisch nur zur Hälfte decken ließ, weil er kaum mehr die Hälfte seiner Staaten besäße. Ganz im Stillen sammelte Ottokar ein Heer von 10,000 Mann und rückte mit dein- selben gegen Wien vor. Da er aber den Krieg träg führte, so hatte der Kaiser Zeit, sich durch den Zuzug der Reichsfürsten, der Ungarn, Kärnthner und Steiermärker zu verstärken. Auf der großen Ebene nur wenige Stun- den nördlich von Wien, welche man das Marchfeld nennt, kam es am 26. August 1278 zur entscheidenden Schlacht. Der Kampf war heftig und erbittert. Ein böhmischer Ritter, Herwart von Küllenstein, dem Ottokar eine große Belohnung versprochen hatte, drang durch die dichte Schaar, welche den Kaiser umgab, mit Ungestüm auf ihn ein, stach sein Pferd nie- der, so daß Roß und Mann in den nebenfließenden Bach fielen, und würde ihn trotz mannhafter Vertheidigung umgebracht haben, wenn er sich nicht mit seinein Schilde vor den über ihn herstürmenden Feinden gedeckt und seinen Getreuen Zeit verschafft hätte, ihm zu Hülfe zu kommen. Schon wankte der Kampf für das dadurch in Unordnung gerathene kaiserliche Heer, als Verthold von Capellen mit seinen 300 Mann Kerntruppen von der Nachhut dem böhmischen Heere in die Flanken stel und Rudolf wieder hoch zu Roß an der Spitze derselben die böhmische Hinterhut zum Weichen brachte. Die Flucht der Böhmen wurde allgemein. Ottokar selbst suchte zuletzt mit nur vier seiner Getreuen das freie Feld zu gewinnen. Das sahen zwei Ritter aus Steiermark, die er früher einmal beleidigt. Ob- gleich Rudolf verboten hatte, den König zu tödten, so konnten sie doch ihre Rachsucht nicht bezähmen, schlugen zwei seiner Getreuen nieder und warfen ihn selbst vom Rosse. Da bat der wehrlos gemachte Ottokar um sein Le- den und versprach große Belohnung; aber der Eine sprach: „Du hast mir einst meinen schuldlosen Freund unter großen Martern getödtet! Darum mußt du jetzt den Tod leiden!" — und stieß ihm das Schwert in die Brust, während der Andere ihn mit dem Dolche durch den Hals stach. Also starb Ottokar von Böhmen, dessen Grab hinter dem Hochaltare der Metropolitankirche in Prag zu sehen ist. Als Rudolf den von Troßbuben seines kostbaren Harnisches und seiner Kleider beraubten Leichnam des Kö- nigs erblickte, füllten Thränen seine Augen, und tief ergriffen von dem schnellen Wechsel des Schicksals, sprach er zu den Umstehenden: „Sehet, das ist die Nichtigkeit aller Größe und alles Glücks auf Erden! " Noch am Abend des Schlachttags empfingen dreihundert edle Jünglinge von der Hand des geliebten Heerführers und Kaisers den Ritterschlag. Unter den mehreren Tausenden von Erschlagenen und Schwerverwundeten fand man auch jenen Ritter, welcher dem Kaiser nach dem Leben gestanden hatte. Man wollte den noch Lebenden niederhauen. Rudolf verbot es mit den Worten: „Das wolle Gott verhüten; es wäre ja Schade um einen so tapfern Ritter, der sich durch das ganze Heer durchgeschlagen hat, wenn er sterben sollte!" — und entließ ihn unversehrt in seine Heimath. Auch
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