1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Haus, das somit über alle slavisch-germanischen Länder von der Donau bis
an die Küste der Ostsee herrschte. Böhmen gelangte unter ihm zu hoher
Macht und Blüthe. Schon 1348 gab er diesem Königreiche eine Grund-
verfassung und gewährte dem Adel wie den Städten die schönsten Freiheiten.
Deutsche Ansiedler wurden ins Land gezogen, Dörfer und Städte gegründet
(Karlsbad), Ackerbau, Bergbau und Gewerbflciß befördert, Straßen und
Brücken gebaut, Haiden und Wälder urbar gemacht. Künstler und Hand-
werker, Baumeister und Werkleute zogen aus Italien, Deutschland und
Frankreich nach Böhmen und brachten den slavischen Tschechen Sinn für
Cultur und bürgerliche Einrichtungen bei. Seine Residenzstadt Prag
schmückte er mit den herrlichsten Bauwerken, erbaute die Neustadt, den
Hradschin und die berühmte Brücke, gründete daselbst ein Erzbisthum und
1348 unter Mitwirkung des großen Dichters Petrarca die erste deutsche
Universität, welche bald 5000 bis 6000 Studierende zählte und nach dem
Muster der Pariser eingerichtet war. Die ganze Masse der Studierenden
war nämlich nach Nationen oder Landsmannschaften eingetheilt, von denen
jede ihren besondern Vorstand hatte und alle gemeinschaftlich den Rector der
gesammtcn Universität wählten. Uebrigens bildete die ganze Universität eine
Innung von Schülern und Meistern mit eigner Verwaltung und eignem
Gericht.
Kurz nach der Rückkehr von einer Reise in Gesellschaft seines Sohnes
Wenzel nach Paris, wo er von König Karl V. glanzvoll ausgenommen
worden war, erlebte er die Freude, diesen seinen Sohn als Nachfolger aus
dem Kaiserthron anerkannt zu sehen. Er hatte für diesen Zweck die Kur-
fürsten je mit 100,000 Gulden und Verpfändung der noch übrigen Reichs-
güter und Zölle gewonnen, trotzdem daß die goldene Bulle jede Bestechung
streng verbot. Bei seinem Tode (1378) vererbte er Böhmen, Schlesien und
die Kaiserkrone an Wenzel, den ältesten, Brandenburg an Sigismund,
den zweiten, und die Lausitz an Johann, den dritten seiner Söhne.
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§ 73. Die deutsche Hansa.
Zu dem Erfreulichen aus diesem Zeitraume gehört das Gedeihen und
die Ausbildung der Freiheit, des gewerbthätigen Lebens und des regen Ver-
kehrs in den Städten, namentlich die Stiftung der großen Verbindungen,
welche zum Schutze des Handels und der Freiheit unter den Städten im
Norden und Süden geschlossen wurden, des rheinischen Städtebun-
des und der deutschen Hansa.
Die Gründung der Hansa wurde schon zur Zeit der Kreuzzüge vorbe-
reitet, nachdem Heinrich der Löwe den unterjochten Wenden ihre alte Schiffs-
kunde abgelernt und seine Stadt Lübeck zum Mittelpunkte des Ostseehan-
dels gemacht hatte. Auf den Kreuzfahrten lernten dann die Bürger von
Bremen, Hamburg, Lübeck den schon ausgebildeten Handel der Jtaliäner
und Griechen kennen, gründeten treu zusammenhaltend im Morgenlande die
Waffenbrüderschaft des deutschen Ritterordens und verbündeten sich später
in der Heimath selbst (1241) zum Schutz ihres Handels gegen einheimische
oder ausländische Feinde. Im Laufe des dreizehnten und vierzehnten Jahr-
hunderts erweiterte sich der Bund dergestalt, daß er zuweilen 70 Städte