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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 305

1854 - Saalfeld : Riese
305 mit ihren Ansprüchen fortbestanden, erweitert, und die christliche Welt er- lebte das ärgerliche Schauspiel, daß drei Päpste zu gleicher Zeit die ächten Nachfolger Petri zu sein behaupteten und sich einander mit gräßlichen Flü- chen in den Bann thaten. Und als hätte das römisch-deutsche Kaiserthum nicht hinter dem ent- würdigten Papstthum zurückbleiben dürfen, so faß damals ein Mann auf dem Thron, der das Kaiserthum tief herabwürdigte. Dies war Kaiser Wen- zel (1378 — 1400). Er war nicht ohne Herrschergaben und einen Anflug von strenger Gerechtigkeitsliebe; allein seine Rohheit und Trägheit, seine Leidenschaften und grausamen Launen verdarben Alles. Er war stets von wilden Jagdhunden umgeben, von deren einem seine erste Gemahlin einst gepackt und erwürgt wurde. Einen würdigen Geistlichen, den erzbischöf- lichen Vicär Johann Pomuk von Prag, ließ er in einem Streite mit dem Erzbischof auf die Folter werfen, brannte ihn selbst mit eigner Hand mit einer Fackel und befahl dann, da er nicht zum Geständniß zu bringen war, ihn an Händen und Füßen gebunden in die Moldau zu stürzen (1393). Das über diesen Frevel empörte Volk verehrte den Märtyrer, der nachmals zum Heiligen erhoben wurde und dessen Gebeine in der Metropolitankirche auf dem Hradschin zu Prag in einem silbernen Sarge ruhen, fortan unter dem Na- men Nepomuk als Brückenheiligen. Ein andermal lud er den Bürger- meister nebst den andern Nathsgliedern von Prag zu sich aufs Schloß und als die Herren fröhlich beim Mahle saßen, trat plötzlich der Scharfrichter mit dem blanken Schwert unter dem rothen Mantel in den Saal. „Lieber Gevatter!" wandte sich Wenzel zu ihm, „warte draußen ein wenig; cs wird wohl nach der Mahlzeit Arbeit für dich geben." Die Gäste erblaß- ten und gestanden dem Kaiser gewisse ungerechte Forderungen zu, wohl wissend, wie leicht er aus dem Scherz grausamen Ernst machen konnte. Als er aber auch seine Hand nach den Gütern des böhmischen Adels aus- streckte und Jeden, der sich der Herausgabe derselben weigerte, zum Tode abführen ließ, empörten sich zuletzt die ausgebrachten Edelleute gegen ihn und nahmen ihn gefangen. Unter diesen Umständen darf es uns nicht wundern, daß für das deutsche Reich von seinem Kaiser gar nichts geschah, das kaiserliche Ansehen vollends unterging und von Neuem ein Zustand von Verwirrung, Gesetz- losigkeit und eigenmächtiger Selbsthülfe eintrat. Da schlossen nach dem Vorgang der Hansa die Städte in Schwaben, in Franken und am Rhein den schwäbischen Städtebund, um sich selbst, da es der Kaiser nicht that, gegen die Bedrückungen des Raubadels zu schützen. Gleicherweise suchten über auch die von Raub und Wegelagern lebenden Ritter in Schwa- den, Baieen, Franken und Hessen sich durch Bündnisse zu stärken und schlossen den Schlegler-, Löwen- und Hörnerbund. Daraus ent- stand zuletzt der verheerende große Städte krieg (1388), in welchem die Blüthe der städtischen Bürgerwehr mit den stahlfesten Schaaren der Gegner zum gemeinsamen Schaden des Vaterlandes mit abwechselndem Glücke rang. Denn während in Baiern die Bürger siegreich waren, unter- lagen die schwäbisch-rheinischen Städte in der Schlacht von Döffin- gen (im Neckarkreise des heutigen Königreichs Würtemberg), wo der tapfere Städtefeind Eberhard der Gr ein er (Zänker), Graf von Würtemberg, an der Spitze des Adels einen blutigen Sieg gewann, aber seinen Sohn
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