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1. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 325

1854 - Saalfeld : Riese
----- 325 ---------- zum König führen zu lassen. Die Stadt rüstete sie mit Pferd und Waf- fen aus, und in männlicher Kleidung trat sie die gefahrvolle Reise zum Schlosse Chinon an, wo Karl Vii. eben sein Hoflager hielt. Zum Erstau- nen Aller kam sie auch durch feindliche Schwärme und Städte hindurch wohlbehalten daselbst an (Februar 1429) und erhielt nach drei Tagen Zu- tritt Lei Hofe, wo sie den König aus seiner zahlreichen glänzenden Ver- sammlung heraus erkannte und ihm erklärte, daß sie von Gott berufen sei, Orleans zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Der König ließ sie vielfach auf die Probe stellen und gab ihr, als die Prüfungen günstig ausfielen, ein Commando Soldaten. Mit einer weißen Fahne, auf welcher der Heiland, den Erdball in der Hand haltend und mit Lilien umgeben, abgebildet war, ging sie dem Heere voran. Um ihre Krieger der Hülse Gottes würdig zu machen, führte sie unter den zügel- losen Haufen eine strenge Zucht ein. Orleans, zu dessen Entsatz die Jung- frau herbeieilte, wurde glücklich erreicht, Johanna als eine gottgesandte Ret- terin mit Ehrfurcht und Begeisterung von den Bürgern aufgenommen, und die Engländer, in deren Reihen ein geheimes Grauen vor dem „Mädchen von Orleans," in dem sie nach dem Aberglauben des Jahrhunderts eine Zauberin und Here vermutheten, überhandnahm, zum Abzüge aufge- fordert. Sofort begann sie einen Angriff aus die Bollwerke und Verschan- zungen der Belagerer, die Engländer flohen und die Jungfrau kehrte, wie- wohl durch einen Pfeil gefährlich verwundet, siegreich in die Stadt zurück. Orleans war gerettet. So hatte Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt. Man hielt sie nun allgemein für ein höheres Wesen, man kam ihre Kleider und die Füße ihres Pferdes zu küssen, und als sei der Geist des Vaterlandes in ihr erschienen und habe die heilige Liebe zu demselben wieder in die Gemüther der Gott und Ehre vergessenden Franzosen zurückgebracht, so strömten von allen Seiten Kriegsleute zusammen, um unter ihrer Fahne zu kämpfen. Die Jungfrau eilte, nun auch ihre zweite Zusage in Erfüllung zu brin- gen, die Krönung des Königs zu Rheims. Deßhalb begab sie sich nach Tours zu Karl Vii., kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dau- phin,*) empfanget die heilige Salbung und eure königliche Krone zu Rheims. Ich bin sehr begierig, euch hinziehen zu sehen; darum eilet!" Die Städte und Burgen zwischen Tours und Rheims waren alle von den Engländern und Burgundern besetzt; dennoch folgte der König dem Rathe der Jung- frau. Mehrere Plätze ergaben sich, andere wurden mit Sturm genommen. Johanna ging überall den Ihrigen voran und theilte jede Gefahr. Endlich führte sie den König glücklich nach Rheims, wo am 17. Juli 1429 die Krönung stattfand. Sie stand am Altare neben ihm mit ihrer Fahne in der Hand, umfaßte nach der Krönung seine Kniee und sprach: „Eoler Kö- nig! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, daß ich Orleans entsetzen *,) So hieß der Kronprinz von Frankreich, seitdem der letzte Herr der Provinz Dauphin«, der Dauphin Humbert Ii., seinen einzigen Sohn in den Wellen der Rhone verlor und sein Land an den König von Frankreich vermachte (1319) unter der Bc- drngung, daß der jedesmalige französische Thronerbe den Titel Dauphin führen und die Dauphine beherrschen sollte.
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