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1. Teil 1 - S. 46

1900 - Essen : Bädeker
46 Brasilien und für das ganze spanische Südamerika von der höchster: Bedeutung geworden ist. Das Maultier ist für den Verkehr und die Fortschaffung der Waren, für die Verbreitung der Gesittung, für Ansiedlung, für den Handel und für das Dasein der Wünschen in jenen Gegenden von unberechenbarem Werte. Seine Stärke, seine Zuverlässigkeit, Vorsicht und Besonnenheit sind Eigenschaften, die ihm für diese Bestimmung mancherlei Vorzüge vor dem zwar weit edleren, aber weit empfindlicheren, leidenschaftlicheren Pferde und natürlich auch vor dem schwächeren Esel geben. Es giebt indes viele große Erdstriche, sowohl im hohen Norden als in den Wüsten der heißen Länder, in denen weder die Kraft des Pferdes, noch die Ausdauer seiues Stiefkindes, des Maultiers, ausgereicht habeu, und es sind dort andere Tiere an deren Stelle getreten, um die Ausbreitung des Menschengeschlechts zu fördern. Wo in den Einöden des eisigen Nordens der künnnerliche Pstanzeuwuchs selbst dem genügsamsten Menschen, wenn er allein bliebe, das Bestehen unmöglich machen würde, da fühlt doch das von dürftigen Moosen, harten Flechten und Sträuchern genährte Renntier sich wohl und gewährt dem Menschen Lebensunterhalt und Wanderkraft. Weder mit unseren Schaf- und Rinderherden, noch zu Roß hätte der Mensch die Tundren Sibiriens und die Moosheiden Lapplands bewältigen können. Nur mit den: Renntier, das ihr Pferd, Rind und Schaf zu gleicher Zeit ist, das ihnen Milch und Nahrung giebt, mit dessen Fellen sie ihren Leib schützen und ihre Hütten decken, das sie reiteil und vorspannen, das den Mittelpunkt ihres ganzen Lebens bildet, haben die Lappen, die Samojeden und Eskimos und noch andere Völker sich bis in die Nähe des Nordpols hin zu verbreiten vermocht. Ohne das Renntier wären zahllose Inseln und Halbinseln ohne menschliche Bewohner geblieben. In ähnlicher Weise ist für den heißen und wüstenreichen Süden wiederum durch ein ganz anderes sehr wichtiges Tier, nämlich durch das Kamel gesorgt worden. Dieses wunderbare Geschöpf scheint in seinem ganzen Körperbau und Geblüt vom Scheitel bis zur Zehe darauf berechnet, einen geborenen Last- träger und Wanderer in der Sandwüste abzugeben. Sein Leib ist knochig, schwielig, sehnig. Und wie sein Knochengerüst, so ist auch selbst sein Rachen und seine Zunge noch mit harten Drüsen belegt. Beide paffen vortrefflich zu den stacheliger: Disteln und Dornen, den starren Gräsern und den holzigen Gesträuchen der Wüste. Schor: wegen dieser harten Kost ur:d rvegen seiues weicher: Maules wäre das Pferd zu weiten Reisen und Beförderungen von Waren in der Sahara nicht geeignet. Die Natur hat dein Kamele ferner einen Vorratsrauin gegeben, zun: Zusammer:halten und zur Aufspeicherung und allmählichen Verwendung des wenigen Wassers, das ihm in den Oasen nur zu Zeiten geboten wird. Und selbst sein wunderlicher Höcker ist eine auf heißes und trockenes Klima berechnete Beigabe. Denn dieser Höcker ist ein Fettspeicher, von dem es lebt in der Zeit der Not. Nur durch ein so eingerichtetes und gceigrwtes Tier, dem dann noch eine über die Maßen geduldige, dem des Maultiers ähnliche Gemütsart zu teil wurde und das überhaupt so viele gute Gaben besitzt, daß die Araber ihm in ihren Lobliedern hundert schmeichlerische Beinamen geben, durch dieses „Schiff der Wüste" ist es dem Menschen möglich geworden, alle Gefahren und abenteuerlichen Wanderungen in den Sandmeeren der heißen Länder zu überwinden und fernwohnende Völker miteinander zu verbinden, die ohne dasselbe nie in Verbindung gekommen wären. Kaum hat ein anderes Tier — mit alleiniger Ausnahme des Pferdes —
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