1900 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Werden organische Körper erhitzt, so erleiden sie eine Zersetzung; es
einstehen neue Verbindungen, die dampf- oder gasförmig sind und zuni Teil
sich mit dem Sauerstoff verbinden. Ein ähnlicher Vorgang, der aber bei
gewöhnlicher Temperatur besonders in Gegenwart von Wasser und langsam
erfolgt, ist die Verwesung. Bei dieser, wie bei der Verbrennung geht die
Ausscheidung des Kohlenstoffes vor sich. Wird nun die Luft ganz oder teil-
weise abgeschlossen, so kann die Verbindung von Kohlenstoff und Sauerstoff
nicht, oder nur in geringem Maße erfolgeil.
Hierauf beruht das Verfahren, aus Holz Kohlen zu gewinnen. Der
Meiler ist durch einen Mantel von Erde von der Luft abgeschlossen, welcher
nur durch einzelne Öffnungen so viel Zutritt gelassen wird, um ein langsames
Brennen (Glimmen) zu erhalten. Der Sauerstoff reicht aber nicht hin, um
auch die Kohle zu verbrennen.
Die aus organischen Körpern (besonders aus Kilochen) abgeschiedene
Kohle hat die Eigenschaft, Gase, Dämpfe, Farbstoffe, übelriechende Substanzen
in sich aufzunehmen. Sie wird deshalb zum Filtern gebraucht (Seinewasser
zu Paris, Entfuseln des Branntweins).
Auch der Graphit oder das Reißblei und der kostbare Diamant sind
reiner Kohlenstoff.
Der Koblenstoff verbindet sich mit Sauerstoff zu Kohlenoxyd und Kohlen-
säure. Das Kohlenoxyd bildet sich, wenn Kohle mit blauer Flamme verbrennt.
Es wirkt eingeatmet giftig, verursacht Kopfschmerz, Übelkeit, Ohnmacht und
selbst den Tod. Es ist der Hauptbestandteil des so gefährlichen Kohlendampfes.
Die Kohlensäure wirkt in größerer Menge eingeatmet tödlich. Sie entwickelt
sich u. a. bei der Gärung des Weines; darum muß mau Keller, in denen
viel Wein gärt, nur mit Vorsicht betreten. Man erkennt ihr Vorhandensein
an dem allmählichen oder raschen Erlöschen eines Lichtes. In Flüssigkeiten
wirkt sie aber erfrischend und amcegenb. Das Brunnen- und Quellwasser hat
seine Frische nur der Kohlensäure zu verdanken. Kohlensäurearmes Wasser
ist schal. Auch im Bier und besonders im Champagner ist ein ziemliches
Maß von Koblensäure enthalten. Ferner atmen Tiere und Menschen neben
Wasserdampf Kohlensäure aus.*)
Eine Verbindung des Kohlenstoffes mit Wasserstoff ist das Grubengas,
welches sich bei Fäulnis organischer Stoffe namentlich in Steinkohlenlagern
und andern Bergwerken, sodann im Schlamm der Sümpfe bildet. Mit attno-
sphärischer Luft vermischt, bildet es die schlageuden Wetter in den Bergwerken.
Die wichtigste Verbindung des Kohlenstoffes mit Wasserstoff ist das
ölbildende oder Leuchtgas, welches namentlich für Straßenbeleuchtung von
größter Wichtigkeit ist. Es kann gewonnen werden aus Holz, Stein- und
Braunkohle, Torf, Harz, Fett rc., und zwar auf dem Wege der trockenen
Destillation, d. h. durch Erhitzung der betreffenden Stoffe und Auffaugung
der Gase in luftdicht verschlossenen Gefäßen.
b. Der Sauerstoff.
Der Sauerstoff, welcher durch seine Eigenschaften, sein Vorkommen in
der Natur und seine hohe Bedeutung für das Leben der Menschen, Tiere
und Pflanzen, sowie durch seinen unersetzliche,: Wert für die Technik und das
Hauswesen jedermann im höchsten Grade für sich einnehmen muß, wurde im
Jahre 1784 entdeckt.
0 Siehe Nr. 53 u. 97.