1900 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren.
Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dem Verkehre, und ein Teil
des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt.
Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland
das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich,
5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in
Bezug auf die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis
auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer
sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden
27 Festungen, darunter Straßbnrg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen und an
400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen
7000 Geschütze und 8oo O0o Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände.
Kath. Schulbl. u. a.
122. Lei (xravelotte.
Das war ein heifser, ein blutiger Tag,
Wohl manchem Helden das Auge brach.
Wie reifes Korn vor der Sense Wucht,
So sinken die Reihen hinab in die Schlucht.
Bataillone werden hinweggemäht,
Schwadronen vernichtet, — die Schlacht,
sie steht!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Kugel zischt, die Granate kracht,
Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht.
Schon sind Regimenter in Splitter zer-
spellt,
Und immer neue rücken ins Feld,
Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n,
Sie stürmen und fallen, — die Schlacht
bleibt stehn!
Mit Trauern sieht es der König.
Die Sonne neigt sich — noch steht die
Schlacht!
Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes-
nacht?
In blauen Säulen, lautlos und stumm,
Bricht’s vor und schwenkt sich mächtig
herum;
Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! —
Es ist der wuchtige Massenschritt
Der pommerschen Grenadiere.
In breiten Kolonnen, Mann an Mann,
Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan,
Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuss,
Bajonett und Kolben, sie machen den
Schlufe.
Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht
der Feind —
Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint,
Die pommerschen Grenadiere.
Und nun mit Hurra hinter ihm drein,
Und werft ihn vollends nach Metz hinein!
Kanonen blitzen noch durch die Nacht,
Das grause, das blutige Werk ist vollbracht.
Die Schlacht ist gewonnen, verloren
Bazaine —
Im Auge des Königs die Thränen stehn:
Gott lohn’ euch, ihr tapferen Toten!
123. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Meiches.
In Deutschland war der Wunsch immer lauter geworden, daß die auf
den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die
Wiederherstellung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser an seiner Spitze
eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen
Staaten, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen, über ihren Eintritt in
den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten, und die Erweiterung
desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten
gesichert war, richtete König Ludwig von Bayern an alle deutschen Fürsten
und freien Städte ein Schreiben, in welchem er denselben den Antrag unter-
breitete, dem König Wilhelm für sich und seine Nachfolger auf dem Throne
Preußens die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Infolgedessen stellte der nord-
deutsche Bundesrat bei dem in Berlin versammelten Reichstag den Antrag,
„daß der neu gegründete Bund den Namen „Deutsches Reich" und das
Oberhaupt desselben den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle."