1891 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Schürmann, Franz, Windmöller, Friedrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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räters Segest brach der römische Heerführer schleunig auf, um den Aufruhr
zu dämpfen. Mit seinen kampfgeübten Kriegern rückte er stolzen Mutes in
den Teutoburger Wald ein. Hier erwarteten ihn die Deutschen. Der Himmel
schien mit ihnen zum Untergärige der Feinde verbündet. Ungewitter brachen
los; der Regen stürzte vom Himmel; die Waldbäche schwollen zu Strömen
an; furchtbar sauste der Sturmwind durch die Gipfel der Eichen. Nur mit
unsäglicher Mühe konnten die Römer vorwärts dringen. Riesige Bäume
mußten umgehauen, Gräben und Moräste ausgefüllt Brücken geschlagen, Wege
gebahnt werden. Viele erlagen schon im Kampfe it der empörten Natur.
Hermann, der sich anfangs mit einer Abteilung deutscher Hülfsvölker dem
römischen Heere angeschlossen hatte, verließ dasselbe in der Stille, rief seine
Bundesgenossen herbei und führte sie auf bekannten, kürzeren Wegen gegen
die Nachhut der Feinde. Bald erfolgten leichte Angriffe. Es kamen und
schwanden die Rächer, wie Schatten der Nacht. Die Toten zu zählen, die
im Dunkel des Waldes dahin starben, verinochte Varus nicht. Während der
folgenden Nacht wurde das hindernde Gepäck verbrannt. Am andern Tage
kam das Heer in ein dichtbewaldetes sumpfiges Thal, unweit des heutigen
Detmold. Da erscholl plötzlich von allen Seiten der furchtbare Schlachtgesang
der Deutschen, den: dumpfen Rollen des Donners ähnlich. Jeder Busch
wurde lebendig, und:
Als ob die Blätter würden Zungen all',
So tont hervor viel tausendstimm'ger Schall;
Als ob die Zweige würden Schwert und Speer,
So stürzt auf einmal aus dem Wald ein Heer!
Ein Schauder erfaßt der Römer Reihen; erschrocken stehen sie still. Im nächsten
Augenblicke fliegen Pfeile ohne Zahl auf sie herab. Dazwischen brausen Sturm
und Regen. Auf dem schlüpfrigen Boden sinken die Feinde in ihren schweren
Rüstungen itieder. In: losen Erdreiche schwankend, von: Sturme gerüttelt,
stürzen die deutschen Eiche:: über die Unterdrücker hin und zermalnren sie im
Falle. Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf den: er
steht, um den Weg, um jeden Baum, bis abermals die Nacht hereinbricht.
Am dritten Tage gelangen die Römer, Mann an Mann geschlosseit, auf
ein offenes Feld, das die Senne heißt. Da sehen sie ringsum nichts als
Deutsche und sie begreifen, daß für alle Tapferkeit der Welt nur der Tod feil
ist. Die Schlacht entbreuut von neuem. Vernichtung heißt das Losungswort
der Deutschen. Todesmutig kämpfen die Römer; ihre Reihen werden immer
lichter; endlich ist die Niederlage vollendet; der Tod hat seine grausige Ernte
gehalten. Varus, aus vielen Wunden blutend, stürzte sich verzweiflungsvoll
in sein Schwert; andere Anführer folgten seinem Beispiele. Wenige entkamen.
Die das Schwert verschonte, wurden von den Siegern ihrer: Göttern geopfert
oder zur Sklaverei verurteilt, so daß mancher vornehme Rön:er, der nicht
wenige Triumphe seiner Vorfahrei: zählte, :u:d dem in feinem Vaterlande die
höchsten Staatswürden offen standen, als Hüter deutscher Herder: oder als
Wächter an deutscher: Thüren seir: trauriges Leben beschließen mrrßte. An:
grausamsten verfuhren die Deutsche,: mit der: römischen Advokaten, die sich unter
ihnen besonders verhaßt gemacht hatten. Einern dieser Sachwalter wurde gar
die Zunge aus denr Halse gerissen r mit den: Zurufe: „Zische nun, Natter!"
Solche Ausbrüche wilder Roheit müfferr wir indessen sehr beklagen.
Als die Kunde von den: Ausgange der schauerlichen Waldschlacht nach
Rom kam, verlor der Kaiser Augustus fast alle Besinnung; mit dem Kopfe