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1. Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns - S. 81

1886 - München : Ackermann
81 Samstag Abend war es. Eine jener wundervollen, bezaubernden Nächte, wie sie nur im Golf von Neapel erlebt werden können, breitete ihre Fittiche über die Insel Jschia aus. Stille herrschte in den Oliven- hainen, über welche sich das sternenbesäte, tiefblaue Firmament spannte, und von ferne schimmerten die Lichter aus den Bauernhütten, in denen sich die braven Landleute zeitig zur Ruhe vorbereiteten, um desto gestärkter ihre bescheidenen Sonntagsfreuden genießen zu können. In Casamicciola, der Hauptstadt der Insel, ging es jedoch noch lebhaft her. Die pracht- vollen Säle der Hotels hallten von Gesang und Klavierspiel wider, denn dort war eine vornehme Badegesellschaft ans allen Ländern versammelt, um sich zu unterhalten und den Abend durch kleine Konzerte, Gesellschafts- spiele und dergleichen zu verkürzen. Da — es war ungefähr um 9 Uhr 30 Minuten — erschütterte ein fürchterlicher Knall die Insel in ihren Grundfesten, es erfolgten drei schnell aufeinander folgende Stöße, dann ein Moment entsetzlicher Stille — und das Zerstörungswerk war vollbracht: Casamicciola ein Steinhaufen! Die ganze Insel eine Ruine, über 5000 Tote und zahlreiche Verwundete unter ihrem Schutte bergend! Der Himmel hatte sich verfinstert, ein feiner Aschenregen hüllte die Insel in einen undurchdringlichen Schleier, das Meer schäumte in haushohen Wellen auf, die heißen Quellen der Insel traten aus ihren Betten und überschwemmten die Abhänge, in den Bade- anstalten zersprangen die Dampfkessel, und aus den Trümmern der Hotels, der Spitäler und der Villen züngelten die Flammen der umgestürzten Petroleumlampen empor. Wo fünf Minuten zuvor tiefste Stille herrschte oder Lachen und Gesang ertönte, da erhebt sich jetzt der schreckliche Jaminer- schrei der Verschütteten, das grause Stöhnen der unter den zusammen- gestürzten Balken eingeklemmten Sterbenden, und die Geretteten stürzen schluchzend und händeringend herbei, denn sie suchen ihre Teueren, über deren Schicksal sie im Ungewissen sind. Ihre Reichtümer im Schutte zurücklassend, stürzen andere mit dem Rufe: „Aufs Meer! Aufs Meer!" nach dem Strande, um das nackte Leben zu retten. Wo sind die Hotels, die Villen und Bauernhäuser? Verschwunden! Fünf Gebäude sind von der Stadt und ihrer Umgebung stehen geblieben! Mit den bloßen Nägeln graben die Übriggebliebenen im Schutte nach, um nach ihren Lieben zu suchen. Schon schleppt hier ein Vater seine tote Tochter in eleganter Salonkleidung herbei, dort trägt eine Dame mit stieren Augen und halb wahnsinnig ihr blondgelocktes Kind ans den Armen, welches soeben „liebe Mama" geflüstert, hier wirft sich ein junges Mädchen jainmernd ans die harten Steine, unter denen seine Eltern verschwunden sind; Männer und Weiber aus dem Volke rennen wie geistesabwesend und von der Größe ihres Unglücks betäubt durcheinander. Der Tag des jüngsten Gerichts könnte nicht grauenhafter geschildert werden, als wie es hier in Wirklichkeit vor sich ging! Nach verschiedenen Autoren. 13. Hebungen und Senkungen der Erdoberfläche. Die vulkanische Macht der Erde offenbart sich außer den vulkanischen Ausbrüchen und Erdbeben auch jetzt noch durch Heb- ungen und Senkungen des Erdbodens. So treten plötzlich durch vulkanische Kräfte Inseln aus dem Meere empor, andere verschwin- den ebenso plötzlich; so hat die Küste von Chile in Südamerika schon einigemal plötzliche und auffällige Hebungen erfahren. Noch Lesebuch {■ gewerbl. Fortbildungsschulen. 6
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