1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Halbinsel Bork und dem halbinselartig hervortretenden Arnhem 8-
land im Norden und dem flachen Australgols mit dem Spencer-
und St. Vincentgols im Süden besitzt der Kontinent keine weitere
nennenswerte Gliederung. Im Inneren scheint die westliche Hälfte
eine große Wüste zu sein, furchtbar und unwirtbar durch den
Mangel an Wasser und durch die entsetzlichen Dickichte des Stachel-
schweingrases, das dürr und ohne jeden Nahrungsstoff, vom Vieh
nicht gefressen wird, während im Osten wenigstens noch weite
Strecken Weideland mit andern abwechseln, die jeglicher Kultur
unzugänglich sind. Eigentliche Gebirge gibt es nur im Südosten.
Hier steigt das Gebirgsland der blauen Berge bis zu 1000 m
aus, südwestlich hievon zieht mit der Küste parallel die Gebirgskette
der Austral alpen, bis 2600 m aufsteigend. Von nutzbaren
Mineralien finden sich in den blauen Bergen und aus der Insel
Tasmanien Steinkohlen, deren Bergbau sich immer mehr ent-
wickelt. Von allen Metallen, die Australien liefert, ist bei weiten
das wichtigste das Gold, welches in großer Menge seit 1851 ge-
sunden wird. Nächst dem Golde hat der Bergbau aus Kupfer
die größte Bedeutung, der besonders lebhaft in Südaustralien
betrieben wird. Das im Lande häufige Eisen wird nicht be-
nützt, hauptsächlich, weil das eingeführte so billig ist, daß die
Gewinnung des einheimischen die Kosten nicht lohnt. Auch die
Ausbeutung von Edelsteinen ist in neuester Zeit in Viktoria
im Schwung.
2. Bewässerung und Klima. Australien besitzt keine
der Größe des Kontinents entsprechenden Ströme. Es fehlt den
Flüssen säst überall die bleibende Wassermenge und die andauernde
Kraft, sich ein festes Flußbett zu graben. Zur Regenzeit schwellen
sie mächtig an und zerstören mehr, als sie befruchten; in der trocknen
Jahreszeit dagegen verschwinden viele ganz und lösen sich in eine
Kette von Seen und Sümpfen auf. Der bedeutendste Fluß ist der
Murray (Mörre), der rechts den Murrumbidgee (Mörröm-
bidschi) mit dem Lachlan (Läklänn) und den Darling aufnimmt.
Nordwestlich der Murraymündung liegen zahlreiche Seen, wie der
Torrens-, Eyre- und Gairdner-See. Es sind flache Lachen
salzigen Wassers, welche in der trocknen Jahreszeit fast ganz ver-
dunsten, so daß der Boden weithin mit Krystallen ausgeblühten
Salzes bedeckt ist. Das Klima zeichnet sich im Innern des
Kontinentes durch große Dürre und merkwürdige Reinheit des
Sonnenlichtes aus. Während der trocknen Jahreszeit werden die
Weiden zu öden Wüsten, Flüsse und Wasserlöcher versiegen. Hat
dies seine bestimmte Zeit gedauert, dann fällt der Regen in Strö-
men, das Gras schießt dicht hervor, und die Ebenen, aus denen
kurz vorher kein Halm zu sehen war, bekleiden sich mit üppigem
Grün. Die Flüsse füllen sich wunderbar schnell und überströmen
verheerend die Ufer. In den Küstengegenden sind die klimatischen