1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den gewöhnlich steilen, häufig ganz nackten, allein sehr romantischen
Bergen und den reichen, üppigen Ebenen hervor. Der Pelo-
ponnes ist eine durch die Busen von Lepanto und Ägina
von Hellas getrennte Halbinsel, die mit dem Festlande durch den
schmalen, flachen Isthmus von Korinth verbunden ist. Ihre
Berge bilden daher ein eigenes von Randgebirgen eingeschlossenes
Hochland.
Das Klima der ganzen Halbinsel ist wie das Land durch
das Hauptgebirge, den Balkan geteilt. Im Norden nähert es sich
mehr dem deutschen, und in der Moldau und Wallachei ist die
Winterkälte oft noch so strenge und anhaltend, daß die Donau
mit dickem Eise belegt ist. Anders ist es im Süden des Ge-
birges, besonders in den Küstengegenden des Marmarameeres und
des Archipelagus; da ist allenthalben südliche Milde, der Winter
nur durch etwas rauhe Luft und unbeständige Witterung bemerk-
bar; selbst in Konstantinopel ist selten Frost. Der südliche Teil
hat völlig italienische Lust und Produkte; unter dem schönen
griechischen Himmel, der seinen Einfluß auf die ganze tierische und
pflanzliche Natur äußert, ist die Fruchtbarkeit außerordentlich; nie
wird die Vegetation unterbrochen, reizendes Immergrün bekleidet
die Fluren, fast nie hat der Himmel düstres Gewölk, sondern prangt
im schönsten Äzur, was der Landschaft eine eigene wunderbare
Färbung gibt. Die Luft ist mit aromatischen Düsten angefüllt
und ein heiteres Leben verbreitet sich über die ganze Schöpfung.
Zwar läßt die Flora auf dem Festlande wegen des mehr trocknen
als feuchten Bodens jene üppige Frische vermissen, welche die Inseln
des ägeischen Meeres auszeichnet, aber auch das wollige Graugrün
der dürren Tropenländer fehlt. Der Lorbeerbaum, die Cypresse,
der Oleander schmücken das Land, Zeder und Platane sind heimisch,
der Olivenbaum rühmt Attika als seine Heimat, und sein Laub
glänzt in schillernder Silberfarbe. Die Kermeseiche liefert köstlichen
Färbestoff, der Maulbeerbaum und die Seidenraupe sind eine Quelle
unerschöpflichen Reichtums. Im Süden findet sich die Dattelpalme,
ganze Felder sind mit Safran bebaut, Fettpflanzen schmücken die
Felsen, während der fruchtbare Boden sich durch Jasmin ver-
schönert und die Lust mit Düsten erfüllt. Ganz besonders häufig
sind die Rosen, aus denen man kostbares Rosenöl zieht. Der vul-
kanische Boden der südlichen Abdachung des Landes verleiht den
Pflanzen eine eigene aromatische Kraft, die man sogar an
Küchengewächsen rühmt. Unter den im Lande vorkommenden Haus-
tieren erwähnen wir das Kamel, unter den wilden den Auerochsen,
die Gazelle, den Muflón und den Schakal. Die große Masse
giftiger Insekten, die das Leben in den Tropenländern belästigen,
ist zwar nicht vorhanden, wohl aber kann das periodische Er-
scheinen zahlloser Heuschrecken als Landplage betrachtet werden.
Die Halbinsel zerfällt in folgende politische Gebiete: