1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sehr mannigfaltig sind die Produkte des Bergbaues. Außer
Platina besitzt die Monarchie alle nutzbaren Metalle und wird an
Reichtum der Ausbeute nur von Deutschland und Großbritannien
übertroffen. Der Ertrag der Bergbauprodukte kann aus mehr
als 240 Millionen Mark veranschlagt werden, wovon aus Stein-
kohlen 46, auf Braunkohlen 40, aus hütteumäßig verarbeitete Erze
86, aus Salz 68 Millionen Mark entfallen.
Gold und Silber liefern hauptsächlich Siebenbürgen und
Ungarn; Silber vor allem Böhmen; Quecksilber Jdria in Krain;
Eisen von vorzüglicher Güte Steiermark, dann Käruthen, Ober-
ungarn, Böhmen, Mähren, Niederösterreich und Schlesien; Kupfer
hauptsächlich Ungarn; Zinn Böhmen; Zink Galizien, Krain,
Kroatien; Schwefel Kroatien, Galizien, Böhmen: Graphit Böhmen,
Mähren und Steiermark; Eisenvitriol Böhmen; Asphalt Dalmatien,
Tirol, Ungarn; Petroleum Galizien. Auch die Ausbeute an Stein-
und Braunkohlen, sowie an Salz ist sehr bedeutend.
Der Reichtum an den mannigfaltigsten Roh- und Brenn-
stoffen, zahlreiche Wasser- und verhältnismäßig auch billige Arbeits-
kräfte, große Absatzgebiete im Innern und in den industriell tiefer
stehenden südlichen'und östlichen Nachbarländern, sowie die von
der österreichischen Regierung in neuerer Zeit durch besseren gewerb-
lichen Unterricht, gute Gewerbegesetzgebung, Muster- und Marken-
schutz bethätigte Fürsorge für den Gewerbetrieb haben dazu bei-
getragen, daß auf dem Felde industrieller Thätigkeit ein rühriges
Leben herrscht und überall erfreuliche Fortschritte zu tage treten.
Allerdings herrscht hierin unter den einzelnen Kronländern noch
eine große Verschiedenheit; während in Böhmen, Mähren, Nieder-
österreich , Schlesien und Vorarlberg das Fabrik- und Manufaktur-
wesen sehr blüht, ist in anderen, besonders den östlichen Krvn-
ländern der Fabrikbetrieb noch selten, und nur das Kleingewerbe
für den örtlichen Bedarf in ausreichender Anzahl vertreten. Den
Glanzpunkt des österreichischen Gewerbefleißes bildet die Leinen-,
Woll-, Seiden-, Leder-, Gold-, Silber-, Eisen-, Stahl-, Glas- und
Thonwarenfabrikation. Hinsichtlich der Zahl der beschäftigten
Arbeiter und der Höhe der geschaffenen Werte nimmt die Textil-
industrie den ersten Rang ein.
Am wichtigsten ist die Wollindustrie in Böhmen, Mähren
und Wien (680,000 Spindeln und 35,000 Webstühle), die Lein-
wandindustrie in Böhmen, Mähren, Schlesien (319,000 Spindeln
und 40,000 Webstühle), die Baumwollenspinnerei und -Weberei in
Böhmen und Niederösterreich (1,657,000 Spindeln, 30,000 Kraft-
stühle, 60,000 Webstühle). Die Erzeugung von Seidenwaren
nimmt eine hervorragende Stelle in Wien ein, wo 110 Seiden-
und Sammtwaren- und 60 Seidenbandfabriken bestehen, die aber
ihre Arbeitsstätten zumeist auf das flache Land verlegt haben.
Die Verfertigung von Lederwaren hat in Wien einen sehr hohen