1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Steinkoh-
len, Schwefel, Vitriol sind reichlich vorhanden. Die
bedeutendste Silber grübe ist bei Andreasberg in der Berg-
hauptmannschaft Klausthal. Nach Kutzner.
39. Der Spessart.
Während die Rhön den Main nur mit ihren südlichen Aus-
läufern erreicht, wird der Spessart von ihm auf drei Seiten, im
Osten, Süden und Westen umflossen. Er fällt gegen Osten und
Süden steil ab, sanfter gegen Westen und nach der offenen Seite
gegen Norden, wo er sich nach der Sinn und Kinzig verflacht.
Man nennt diesen letzteren Teil auch den Hinterspessart, die
Abfälle nach dem Main zu den Vorspessart und die in der
Mitte liegende Hauptmasse den Hochspessart. Die höchsten
Spitzen liegen in dem östlichen Teile des Hochspessart, so der
Geiersberg (596m), nördlich von Rohrbrunn, nach welchem Orte
die von Aschaffenburg nach Würzburg führende Straße, der Rohr-
brunner Paß, benannt wird. Der Spessart ist ein rauhes, dicht-
bewaldetes Bergland, ein Stück alten deutschen Urwaldes, eine
Wildnis, schauerlich und erhaben, der Schauplatz unserer grausigsten
Räuberromane, aber doch auch reich an romantischen und malerischen
Stätten, an stillen, lieblichen Waldplätzchen, auf welche das Zauber-
licht des Märchens, der Sage und der Dichtung fällt.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts (1796) spielten im
Spessart jene blutigen Begebenheiten, in deren Folge die Franzosen
ihm den Namen der kleine Vendee gaben. Hier erhoben sich die
ergrimmten Bauern, um Rache an den Scharen des französischen
Generals Jourdan zu nehmen, die nach der Schlacht bei Würzburg
vor den verfolgenden Österreichern nach dem Rhein flohen. Sie
lauerten in den unwegsamen Waldschluchten den Flüchtigen auf,
die ihnen Haus und Hof verbrannt, Weiber und Mägde weg-
geschleppt und das Vieh fortgetrieben hatten, erschlugen sie und
warfen ihre Leichname in Abgründe und Waldesdickicht.
Im Anfange unseres Jahrhunderts aber wurde der Spessart
zum Schrecken aller Reisenden, die ihren Weg durch seine Wildnis
nehmen mußten. Damals hausten hier die Räuberbanden eines
Schinderhannes (Johann Bückler, geb. 1779, hingerichtet zu Mainz
1803), Damian Hessels u. a. Dies war es, was den Spessart
für längere Zeit in großen Verruf brachte, zugleich aber auch den
Romanschreibern eine willkommene Szenerie zu einer Reihe von
Räubergeschichten darbot.
Im Sommer herrscht drückende Hitze in den Thälern des
Spessart, und der Wanderer erfreut sich des kühlenden Schattens,
den die hohen dichtbelaubten Eichen und Buchen darbieten, aber
durch fast sieben Monate behauptet der Winter seine Herrschaft, und
man trifft häufig noch im Mai oder Juni Schnee in Massen in