1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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mit den Fenstern gegen die Straße gerichtet, um den einge-
drungenen Feind unmittelbar begrüßen zu können. Die meisten
Handwerker wohnten zusammen in bestimmten Straßen, woher
noch heutzutage die .Bezeichnungen Schuhmachergäßchen, Ger-
berstraße etc. stammen. Noch gab es keine Straßenbeleuch-
tung; iver des Nachts ging, mußte durch Fackel oder Laterne
geleitet werden. Die nächtliche Straßenpolizei ivar höchst
mangelhaft. Nach Belieben walteten Lärm, wüstes Geschrei,
Streit, Unfug aller Art, Baub und Mord bei Nacht in den
Städten, soweit nicht der bessere Charakter der betreffenden
Bevölkerung diesem Umvesen Einhalt that. Wenn die Nacht
einbrach, so verriegelte man die Stadtthore und ließ keinen
Fremden mehr herein, und die Bürger verrammelten ihre
Häuser und schlossen Thür und Thor ab. Die später einge-
führte Nachtpolizei wurde von den Nachtwächtern besorgt
welche mit einem Spieß, einer Laterne und einer Art Klap-
per bewaffnet waren. Von Feuerspritze oder irgend einer
Feuerpolizei war im Mittelalter keine Bede. Herden land-
wirtschaftlicher Tiere machten, da auch die Landwirtschaft
in den Städten betrieben ivurde, noch lange die Straßen un-
sicher. Schweinekoben gab es selbst noch im 17. Jahrhundert
in den besseren Straßen mancher Städte. Die Schiveine leb-
ten sogar mit geringeren Leuten traulich im Hause. Allen
möglichen Unrat ivarf man ohne Umstände auf die Straße
hinaus. In Folge dieses Mangels an Beinlichkeit, frischer
Luft und reinem Wasser, sowie der geringen arzneilichen
Kenntnisse traten häufig verheerende Seuchen auf. Vor allem
hat der „schwarze Tod“ in der Mitte des 14. Jahrhunderts-
ein grauenvolles Andenken hinterlassen. Die Häuser wurden
lange nur aus Holz und Lehm erbaut und mit Stroh bedeckt, wie
es in Augsburg noch im 15. Jahrhundert der Fall ivar. In
derselben Stadt findet man die erste Spur von einem Pflaster
(1415). Ansehnliche steinerne Bürgerhäuser findet man erst
nach den Hohenstaufen, als die Städte anfingen, reich zu wer-
den. In solchen Häusern ivar zu ebener Erde eine geivaltige
Hausflur, von der man auf einer Wendeltreppe in einen
großen Vorsaal kam, der dann in die Gemächer führte, und
auf welchem die Truhen und Schränke der Hausfrau stan-
den. Kamine und Kachelöfen erscheinen erst im 14. Jahr-
hundert, Dachrinnen kamen erst sehr spät in Gebrauch. Die
innere Einrichtung der Häuser ivar Jahrhunderte lang
hindurch von höchster Einfachheit. Statt der Stühle gab es