1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hieronymus, der seine Residenz in Kassel aufschlug. Seinen
älteren Bruder Joseph machte Napoleon nach Entfernung der
schwachen Bourbonen zum Könige von Spanien (1808), und seinen
Schwager Murat, der eine Schwester des französischen Gewalt-
herrschers zur Frau hatte, zum Könige von Neapel, wo das herr-
schende bourbonische Königshaus von den Franzosen ebenfalls ver-
trieben worden war. — Einen dritten Bruder, Ludwig, hatte
Napoleon schon früher zum Könige von Holland erhoben (1806).
Nochmals wagte Österreich im Jahre 1809 den Kampf gegen den
Gewaltigen, der auch von dem edlen Erzherzog Karl bei Aspern
unweit Wien (22. Mai 1809) zum ersten Mal glorreich besiegt
wurde. Doch entschied später die Schlacht bei Wagram (5. und
6. Juli 1809, nördlich von Wien) gegen Österreich, das jetzt in dem zu
Wien (14. Olt. 1809) abgeschlossenen Frieden von neuem große
Besitzungen, nämlich Salzburg, einen Teil von Galizien, die illy-
rischen Provinzen an Napoleon und seine Verbündeten abtreten
mußte. Dieser vermählte sich bald hieraus mit Maria Louise,
Tochter des Kaisers Franz von Österreich (1810), nachdem er von
seiner ersten Gemahlin Josephine sich hatte scheiden lassen.
75. Der russische Feldzug.
Seit dem letzten Siege über Österreich stand Napoleon ans
der Höhe seiner Macht. Kein anderer Staat, England und Ruß-
land ausgenommen, konnte es noch wagen, seinem Willen entgegen
zu handeln. Um Englands Handel zu schaden, wollte Napoleon
durch die sogenannte Kontinentalsperre den Engländern alle
Küsten und Häfen des europäischen Festlandes verschließen. Er
verbot nämlich allen Verkehr mit England und den Verkauf eng-
lischer Waren auf dem Festland. Wo letztere sich vorfanden,
sollten sie verbrannt werden. Zugleich erlaubte sich Napoleon, um
seine Pläne durchzuführen, die willkürlichsten Gewaltthaten. So
vereinigte er die ganze Nordküste Deutschlands nebst den Hanse-
städten Bremen, Hamburg und Lübeck, ferner das Königreich
Holland, wo sein Bruder Ludwig freiwillig die Krone niedergelegt
hatte, mit dem französischen Kaiserreiche (1810). Endlich verlangte
Napoleon auch von Rußland, daß es der nachteiligen und natur-
widrigen Handelssperre gegen England beitreten solle. Als jenes
sich aher weigerte, den Forderungen des französischen Diktators
nachzukommen, so sollte es mit Gewalt dazu gezwungen werden.
Mit einem ungeheuren Heere, zu dem fast alle europäischen Staaten,
England und Schweden ausgenommen, ihre Kontingente liefern
mußten, zog Napoleon im Jahre 1812 nach Rußland. Er siegte
in mehreren Schlachten, zumal bei Smolensk (18. Aug.) und
an der Moskwa (7. Sept.) über die Russen und drang bis
Moskau vor, der alten Hauptstadt des russischen Reichs, in
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