1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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welcher er am 14. Sept. 1812 seinen Einzug hielt. Aber hier hatte
er das Ziel seines Übermuts erreicht. Denn bald nach dem Ein-
zug der Franzosen stand die große verlassene Stadt nach dem
Plane der Russen in Brand (15. bis 20. Sept.); auch wies jetzt
der Kaiser Alexander I. alle Friedensanerbietungen zurück, so lange
der Feind aus russischem Boden stände. Napoleon sah sich aus
Mangel an Lebensmitteln zum Rückzüge genötigt. Die srüh ein-
tretende große Kälte dieses Jahres, Hunger und die beständigen
Angriffe der Russen lösten bald alle Ordnung aus, so daß nach
dem schrecklichen Übergang über die Berezina (26. bis 28. Nov.
1812), nur wenige Tausende der großen Armee nach Deutschland
sich retteten.
76. Die Befreiungskriege.
Dies unerwartete Schicksal des gewaltigen Herrschers war
den Völkern ein Zeichen des Himmels, dass die Stunde der Be-
freiung gekommen sei. Der Krieg wurde nun eine Sache des
Volkes, das sich, zumal in Deutschland, voll Begeisterung er-
hob, um das knechtische Joch abzuschütteln. — Insbesondere ging
Breuls en mit patriotischem Beispiele voran. Am 3. Februar 1813
erfolgte des preussischen Königs Friedrich Wilhelm Hi. Aufruf zur
Bildung freiwilliger Jägerkorps. Am 10. März wurde der Orden
des eisernen Kreuzes gestiftet, und am 16. März geschah die
Kriegserklärung an Frankreich, dem tags darauf jener berühmte
Aufruf des Königs: An mein Volk! nachfolgte. — Herrlich
antwortete das Volk mit der That dem in diesem Aufruf aus-
gesprochenen Vertrauen seines Königs. Im Sommer 1813 stellte
bei damaliger Bevölkerung von 5 Millionen Einwohnern Preu-
ssen 271,000 Streiter ins Feld, also von 18 Seelen einen Mann,
und in rührendem Wetteifer brachte das Volk freiwillige Gaben
dar zur Ausrüstung und Verpflegung des Heeres. — E. M. Arndt
schildert die Begeisterung jener Zeit mit folgenden Worten: „In
dem unvergesslichen Frühjahr und Sommer von 1813 war nur
eine Stimme, ein Zorn und ein Streben: das Vaterland zu
retten und Deutschland zu befreien. Jünglinge, die kaum wehr-
haft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knieen,
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehren-
voll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter
zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in
Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, wollten sich selbst
nicht entschuldigen, ja sogar Jungfrauen unter mancherlei Ver-
stellungen und Verladungen drängten sich zu den Waffen.
Alle wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland streiten