1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Innviertel, Bayreuth und Regensburg. An dem Feldzuge Na-
poleons nach Russland beteiligte sich Bayern mit 30,000 Mann,
aber von dieser stattlichen Zahl sahen kaum 500 die Heimat
wieder. Die übrigen waren geblieben und schliefen den Todes-
schlaf auf den Schneefeldern Russlands, beweint von den Ihrigen,
betrauert von König und Volk. Diese zahllosen Menschenopfer,
die Bayern dem Ehrgeize und der Eroberungssucht des Welt-
bezwingers bringen musste, die vielen willkürlichen Eingriffe in
die Landesgewalt, die sich Napoleon den Rheinbundstaaten
gegenüber erlaubte, veranlassten Max Joseph, das bisher nur mit
Widerwillen ertragene Joch des französischen Imperators abzu-
schütteln und seine Selbständigkeit wieder zu erringen. Durch
den Vertrag von Ried am 8. Oktober 1813 trat Bayern vom
Rheinbünde zurück und schloss sich den Alliierten an. Die
Bayern stellten sich alsdann bei Hanau dem nach Frankreich
fliehenden Napoleon entgegen, der nur durch seine Übermacht den
Rückzug über den Rhein erkämpfen konnte. In dem weiteren
Kampf der Verbündeten gegen Napoleon nahmen die Bayern
rühmlichen Anteil an den Schlachten bei Brienne, Bar sur
Aube und bei Arcis. In dem Vertrag mit Österreich trat
Bayern 1816 Tirol und Vorarlberg, den grössten Teil von
Salzburg, das Inn- und Hausruck viertel an Österreich
ab, wogegen es Würzburg und Aschaffenburg, die Rhein-
pfalz und einen Teil der fuldaischen Ämter erhielt. Die
nun folgende Ruhe des ungestörten Friedens weihte König
Max I. der inneren Wohlfahrt und dem Gedeihen des Landes.
Im Jahre 1818 beglückte er sein Volk mit einer freien Ver-
fassung. Die Gleichberechtigung aller Stände ward ausgesprochen,
die Leibeigenschaft, die Folter, das Monopolwesen abgeschafft,
religiöse Duldung als Prinzip anerkannt, freisinnige Bildung
gepflegt, das Schulwesen verbessert, die aus den verschiedensten
neu hinzugekommenen Ländern bestehende Monarchie zu innerer
Einheit und zu einem festen Staatskörper verschmolzen. Durch
seine Herzensgüte, durch seine Wohlthätigkeit und Freigebigkeit
hatte sich König Max die allgemeine Liebe in einem Grade er-
worben, dass das Volk ihn nur den ,,guten Vater Max" nannte.
Ihm, dem guten Fürsten, sollte selbst das Sterben nicht schmerz-
lich sein. Von einem am 12. Oktober 1825 ihm zu Ehren
gegebenen Ball in seine Sommerresidenz Nymphenburg zurück-
gekehrt, schlief er heiter und gesund ein — um nicht mehr zu
erwachen. Ein allgemeiner Wehruf durchzitterte das ganze Land
bei der Todesnachricht dieses vielgeliebten Königs.