1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kreisen läßt. Ohne diese Mntter und Pflegerin aller der endlosen
Schönheiten der organisierten Welt müßte alles erstarren und der
ganze Erdball sich in ein Leichentuch hüllen.
Gleich wichtig ist ihr Einfluß aus das gewerbliche Leben und
aus unser Wohlbefinden. Denn die Wärme ist es wieder, welche
die Dämpfe erzeugt, deren Spannkraft die Lokomotive und Schiffe
beflügelt; der größte Teil unserer Werkzeuge kann nur durch sie
verfertigt werden; in ihr erhalten unsere Speisen die zur Verdauung
nötige Weichheit und den Wohlgeschmack; in ihr findet der Kranke
wieder seine Gesundheit, aber freilich auch, wenn sie zu sehr über-
hand nimmt, der Gesunde manchmal die gefährlichsten Krankheiten.
Untersuchen wir nun vor allem, welches die Quellen sind,
aus denen uns die Wärme fließt! Als erste Quelle bezeichnen
wir die Erde, deren Inneres sich noch immer im feurig-flüssigen
Zustande befindet. Die zweite und mächtigste Wärmequelle ist die
Sonne. Sie ist es, welche unserer Erdoberfläche, der Luft und
allen Körpern die Wärme spendet. Die Sonnenstrahlen, welche aus
die Oberfläche der Erde und auf die sie bedeckenden Körper fallen,
erregen in diesen mehr oder weniger Wärme, je nachdem sie von
denselben eingesogen oder zurückgeworfen werden. Nehmen wir
schwarze Tuchlüppchen und andere von hellen Farben, legen dieselben
im Winter bei Sonnenschein aus den Schnee, so finden wir nach
einiger Zeit, daß die schwarzen tiefer in den Schnee eingesunken
sind als die hellen. Dunkle Körper saugen nämlich mehr
Sonnen st rahlen ein; in ihnen wird also auch mehr
Wärme gesammelt. Stellen wir einen alten berußten Tops
und einen andern unberußten, beide mit Wasser gefüllt, an die
Sonne, so können wir uns nach einiger Zeit überzeugen, daß das
Wasser im erstern Tops wärmer geworden ist als im andern. Halten
wir die Hand so gegen die Sonne, daß diese schief darauf scheint
so spüren wir wenig Wärme, kehren wir ihr dieselbe aber so zu,
daß die Strahlen senkrecht auffallen, dann fühlen wir eine merkliche
Wärmezunahme. Daraus leitet man folgendes Gesetz ab: Die
Sonnen st rahlen sind in ihrer Wärmeerregung um so
wirksamer, je senkrechter sie einfallen. Das erklärt uns
jetzt, warum die Strahlen der Sonne des Morgens und Abends,
wenn dieselben schief auffallen, weniger Wärme erzeugen, als des
Mittags, wo sie eine mehr senkrechte Richtung haben. — Werden
die Sonnenstrahlen durch ein Brennglas oder durch einen
Hohlspiegel aus einen Punkt vereinigt, so vermögen sie eine Hitze
zu erzeugen, die fähig ist, leicht brennbare Stosse, wie Schwamm,
Schießpulver u. s. w. zu entzünden.
Eine weitere Wärmequelle ist die Reibung. Reibt man
eine Messerklinge an einem Stein, so wird sie heiß. Der Bohrer,
welcher sich beim Eindringen ins Holz reibt, wie das Holz selbst
und die Säge beim Sägen werden heiß. Die Wilden machen Feuer,
indem sie zwei Stücke trockenes Holz so lange aneinander reiben,