1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Öffnung gießt man nun so viel Queck-
silber in die Röhre, bis es in dieser
eine gewisse Höhe (Figur 30) erreicht
hat. Quecksilber nimmt man deshalb,
weil es sich gleichmäßig durch die Wärme
ausdehnt, bei hohen Wärmegraden siedet
und erst bei 39 ° 0. Kälte gefriert. Jetzt
wird durch Erhitzen über einer Wein-
geistffamme die noch in dem leeren Raum
der Röhre und im Quecksilber befind-
liche Luft herausgetrieben und dann
erst die Öffnung zugeschmolzen. Hierauf
bringt man das Instrument in ein Ge-
säß mit schmelzendem Eis oder Schnee.
Durch die Kälte wird das Quecksilber
zusammengezogen; es wird bis zu 0 bei
R und C fallen und da stehen bleiben,
so lange der Schnee oder das Eis nicht
ganz geschmolzen ist. Dieser Punkt,
welchen man mit einem Diamantstrich
bezeichnet, heißt Gefrier- oder Eis-
punkt. Jetzt hält man die Glasröhre
in Dämpfe, welche sich aus kochendem
Wasser erheben und genau den Wärmegrad besitzen, welchen das
Wasser erfordert, um ins Sieden zu kommen. Die Wärme dieser
Dämpfe dehnt das Quecksilber so sehr aus, daß es in der Röhre
bis m einer gewissen Höhe steigt und stehen bleibt. Auch dieser
Punkt, den man Siedepunkt nennt, wird durch einen Strich be-
zeichnet. Teilt man nun den Raum zwischen dem Gefrierpunkt und
dem Siedepunkt in Grade ein. und trägt diese auch abwärts vom
Gefrierpunkt an, so hat man ein Thermometer, das oberhalb 0,
wie man den Gefrierpunkt auch bezeichnet, die Wärmegrade und
unter 0 die Kältegrade angibt. Dieser Raum ist von nachstehenden
Physikern in mehr oder weniger Grade eingeteilt worden, so daß
wir dadurch 3 verschiedene Arten von Thermometern erhalten haben,
welche die Namen ihrer Erfinder tragen. Reaumur (R) hat
den Raum zwischen dem Gefrierpunkt und dem Siedepunkt in 80,
Celsius (E) in 100 und Fahrenheit (F) ist 180 Grade ein-
geteilt , wie wir uns an Figur 30 überzeugen können. Im Roau-
murschen und Celsiusschen Thermometer werden die Kältegrade
vom Gefrier- oder Nullpunkt abwärts gezählt, Fahrenheit' ab er-
suchte an seinem Thermometer, indem er ihn in eine Mischung von
Schnee, Salmiak und Kochsalz setzte, noch einen künstlichen Gefrier«
Punkt 0 (F) und teilte den Raum zwischen diesem und dem natür-
lichen in 32 ° ein, so daß 32 Grad Fahrenheit mit 0 Grad Noam
mur und Celsius zusammenfallen.
Fig. 30.