1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ung an keiner Stelle unterbrochen sein, und ihr Ende in feuchte Erde
münden. Wenn nun ein Gewitter darüber hinweg geht und der
Blitz in den Blitzableiter einschlägt, so verfolgt er seinen Weg
durch die Leitung in die Erde hinab, und der Bau bleibt unbe-
schädigt. Die Blitzableiter sind übrigens nicht nur dadurch vou
Nutzen, daß sie dem herabsahrenden Blitz gleichsam einen Weg
anweisen, auf welchem er ohne Gefahr für die Menschen und ihre
Habe zur Erde gelangen kann, sondern man nimmt an, daß an
einem Orte, wo deren sehr viele angebracht sind, selbst die Ent-
stehung von Blitzen und damit das Einschlagen verhütet oder
wenigstens vermindert wird. Die Elektricität ist nämlich von
zweierlei Art. Die eine befindet sich in der Wetterwolke, die an-
dere ihr entgegengesetzte Art sammelt sich in den Leitungen und
Stangen der Blitzableiter an und strömt nun nach oben aus, was mau
bei großer Dunkelheit sogar sehen kann, indem an den Spitzen der
Blitzableiter ein Büschel von feinen leuchtenden Strahlen empor-
ragt. Durch Vereinigung der beiden Arten von Elektricität gleichen
sich dieselben gegenseitig fortwährend aus, und es wird so die plötz-
liche Entladung der ganzen Wetterwolke verhütet. Das erwähnte
Ausströmen von Elektricität in Form von leuchtenden Strahlen
sieht man übrigens nicht nur an Blitzableitern, sondern auch au
andern Spitzen zu Zeiten, wann sich die Lust in stark elektrischem
Zustande befindet. Man nennt es St. Elmsfeuer und bemerkt
es an den Mastspitzen und andern spitzigen (besonders metallischen)
Gegenständen auf Schiffen, auf den Öhren von Pferden, an den
ausgespreizten Fingern der erhobenen Hand, ja selbst am Kopse
von Menschen.
5. Der Galvanismus und die Galvanoplastik.
Der Galvanismus ist eine eigene Art von Elektricität;
er zeigt sich, wenn man zwei verschiedene Metalle mit einander in
Berührung bringt, und wird daher auch Berührungselektrici-
tät genannt. Man kann sie im kleinen dadurch erzeugen, daß
man z. B. ein Zinkstäbchen in den Mund nimmt und eine nasse
Silbermünze, etwa ein Markstück, aus das Auge legt. Biegt man
nun den Zinkstab nach aufwärts und berührt damit die Münze, so
bemerkt man im Auge eine Lichterscheinung, wie einen kleinen Blitz,
und auf der Zunge bekommt man einen sauren Geschmack. Um
diese Elektricität in größerer Stärke hervorzubringen, hat man ver-
schiedene Apparate verfertigt, welche mit dem Namen Voltasche
Säulen und galvanische Batterien bezeichnet werden. Letztere
werden aus sehr verschiedene Weise verfertigt, bestehen aber der
Hauptsache nach alle darin, daß zwei verschiedene Metalle, von denen
das eine in der Regel Zink, das andere Kupfer ist, welches durch
Kohle oder Platina ersetzt werden kann, sich berühren und in ein
Gesäß gestellt sind, wobei die Wirkung durch saure Flüssigkeiten erhöht