1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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weisen Schwätzer, die über alles urteilen, und alles besser als
andere wissen wollen. Suche dir, trauter Wandergesell, diejenigen
Orte auf, wo dein Handwerk oder deine Kunst in einem höheren
Grade blüht als dort, wo du sie erlernt hast. Sei stets bemüht,
die besten Werkstätten, die geschicktesten Handwerker und Künstler
aufzufinden, und halte dich für besonders glücklich, wenn du bei
ihnen Arbeit bekommst. Dadurch erlangst du nicht nur für die
Gegenwart die größten Vorteile, sondern du erwirbst dir auch einen
guten Ruf und bist dadurch für die Zukunft an andere vorzügliche
Orte zu andern guten Meistern empfohlen. Bei einem gescheckten
Meister findest du auch geschickte Gesellen; du machst angenehme,
lehrreiche Bekanntschaften, erfährst immer mehr Neues und Nütz-
liches, oft aus der weitesten Ferne, wohin du auf deiner Wander-
schaft nicht gelangen kannst. Siehe daher im Anfange nicht auf
bedeutenden Lohn, sondern nur auf den Nutzen, den dir eine solche
Stelle für die Vervollkommnung in deinem Handwerke bringt; dein
Meister wird ohnehin, wenn er dich in der Folge als einen ge-
schickten, bescheidenen, lernbegierigen und fleißigen Gesellen kennen
lernt, von selbst deinen Lohn erhöhen und daraus bedacht sein, dir
immer nützlicher zu werden. Versäume nicht, in den größeren
Städten, in die dich deine Wanderung führt, alle jene Institute
zu besuchen und aufmerksam zu studieren, die die Landesregierungen
zur Pflege und Hebung des Handwerkes geschaffen. So besuche,
so oft du nur immer kannst, aüe jene Museen (z. B. in München
das Nationalmuseum, in Nürnberg das germanische und das Ge-
werbemuseum), in denen teils mustergiltige Erzeugnisse des Gewerbes
uns alter und neuer Zeit, teils Hülfsmaschinen, Werkzeuge, Modelle
u. s. w. dauernd ausgestellt sind, um zur Nachahmung und zum
Zeitgemäßen Fortschreiten im Gewerbe anzuregen.
Wo und wie du dich in deinem Berufsgeschäfte vervollkomm-
nen oder irgend einen neuen Handgriff jemanden absehen kannst,
darauf achte unablässig, denn: „Nur den Geschickten hält man wert,
den Ungeschickten niemand begehrt." Aus deine Sachen gib fleißig
Obacht und halte Ordnung in denselben; wenn du dies jetzt bei
wenigem lernst, so wirst du als Meister desto geschickter und um-
sichtiger einem großen Geschäfte vorstehen können. Ordnung und
Reinlichkeit zieren den Menschen und bringen ihn vorwärts. Wenn
du als Wandergeselle stets daran denkst, was der Zweck deiner
Wanderung ist, wenn du stets achtsam um dich herschaust, wenn
du deine Arbeit, auch die schwerste, nicht fürchtest, dann darfst du
mit Gewißheit hoffen, ein recht tüchtiger und geschickter Handwerker
Zu werden, der nicht nur ein geachteter Bürger, sondern selbst eine
große Zierde seines Vaterlandes rst.