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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 166

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
166 106. Bar bezahlen! Ich habe das monatliche Wirtschaftsgeld, letztere Zahl zu Grunde legend, für die Ausgaben beim Kaufmann hinfort auf 21 Jc bemessen und es reichte. Die Unterschiede sind hier sehr schroff. — Es ist für die Wirt- schafterin viel schwerer, zur bestimmten Zeit täglich für eine klar und deutlich begründete Ausgabe Geld zu verlangen, als mit dem Buche zum Kaufmann zu schicken und zu sagen: „Schreiben Sie es auf!" Es wird dann ohne Überlegung gehandelt und ohne Sparsamkeit gewirtschaftet. Meistens wird ja der Unterschied zwischen Bar- und Kreditverbrauch so gewaltig nicht sein, aber eine ungünstige Vermehrung der Ausgaben beiin „aufs Buch holen" steht unzweifelhaft fest. Noch viel auffallender wird uns die Notwendigkeit der Barzahlung klar durch folgende kleine Geschichte. Irgendwo in Polen — den Ort nenne ich nicht — besteht auch noch die schöne Sitte, daß die Landwirte der Umgegend im Städtchen alles auf Buch kaufen oder auf Rechnung anfertigen lassen und bezahlen, wenn sie gerade Geld in den Händen haben, oft nach Jahren erst. Ein Sattlermeister, der den zweifelhaften Vorzug genoß, eine große Zahl solcher Buchkunden zu haben, hatte unter anderem einmal für einen der- selben einen Reitsattel gefertigt, vergaß aber die Sache zu buchen. Später erinnert er sich der Geschichte, weiß aber nicht mehr genau, welcher von den vielen Kunden den Sattel erhalten hat. — Vielleicht der? — oder der? — oder — kurz, er weiß es nicht mehr. Schnell entschlossen, setzt er den Reitsattel zwölf seiner Kunden mit auf die Rechnung. — Sie haben alle schon feit langem nicht mehr bezahlt. Einer von ihnen hat den Sattel bestimmt erhalten, die übrigen 11 werden sich schon melden. — Sie meldeten sich aber nicht, sondern bezahlten — nach und nach — alle 12. Keiner wußte mehr bestimmt, was er dem Sattlermeister schuldig war, keiner erhob Widerspruch. Vielleicht hast du auch schon einigemal einen Reitsattel bezahlt! Paffe doch auf! Der Kaufmann, der lange bucht, muß doch irgendwie entschädigt werden; bezahle lieber bar, bezahle so schnell als möglich, selbst wenn der Kaufmann Umstünde macht dein Geld anzunehmen, selbst wenn er sagt, es eilt nicht, gerade dann! Umgekehrt darf sich aber auch der Kaufmann nicht verleiten lassen „aufzuschreiben". Denn er zieht sich dadurch eine unlautere Kundschaft und bringt sich selbst in Schaden; ja, er wird in Versuchung geführt, auch seinerseits nicht bar oder am Verfalltage zu zahlen, und gerät damit auf dieselbe schiefe Ebene, aus welcher der Private strauchelt. Nach Böttner.
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