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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 281

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
167. Die Alpenstraßen. 281 Um in den gefährlichsten Gegenden, da, wo die Schneestürme am ärgsten wüten, dem Wanderer eine Zufluchtsstätte zu bieten, sind in an- gemessenen Entfernungen feste, steinerne Znflnchtshäuser errichtet, die zum Teil den Rutnern oder Schneeschauflern zum Obdach dienen. Während der Wintermonate findet der Hilfesuchende auch in den unbewohnten Zufluchtshüusern so viel gespaltenes Holz um sich Feuer auf dem Herd anzünden zu können, auch wohl Brot für sich oder ein Bündel Heu für sein Pferd. Von noch größerer Wichtigkeit für die Straßen sind im Winter und Frühjahr die Galerien. Sie sind entweder durch die Felsen getriebene Tunnel oder künstlich ausgemauerte, gewölbte Gänge mit schießschartenühnlichen Öffnungen. Sie haben die Bestimmung, Mann, Roß und Geschirr an unsicheren, den regelmäßigen Grundlawinen aus- gesetzten Stellen gegen das Begrabenwerden zu schützen. Sie find so fest gemauert, daß die Lawinen mit ihren furchtbaren Sturzschlägen sie nicht erschüttern können und donnernd über sie hinweg in die Tiefe stürzen. Freilich ist auch schon der Fall vorgekommen, daß Schnee- flächen von ungewöhnlicher Breite losrissen und die Galerie an beiden Enden verschütteten. Rasch ist aber in solchen Füllen die Hilfe der Rntner zur Hand, welche die Schneelast durchbrechen und die Ein- geschlossenen befreien. Auf den höchsten und unwirtlichsten Übergängen, nahe dem ewigen Schnee in kalter, steiniger Öde, stehen die schützenden Hospize, die letzten menschlichen Zufluchtstätten in der Alpenregion. Alle Hospize, d. h. Herbergen der Gastfreundschaft, deren es in den Alpen etwa fünfzehn gibt, sind milde Stiftungen; diese haben die Aufgabe, je nach ihren Mitteln jeden Reisenden, der es verlangt, unentgeltlich zu beherbergen, Armen eine Mahlzeit umsonst zu verabfolgen oder, wenn wildes Wetter den Wanderer zwingen sollte, länger zu bleiben, ihn während dieser Zeit zu verpflegen und bei Schneestürmen durch Glockenläuten oder durch Aussendung von Spürhunden Verirrte auf den rechten Weg zu leiten. Die bekanntesten Hospize sind die vier Mönchsklöster auf dem Großen und Kleinen St. Bernhard, dem Mont Cenis und Simplon, außerdem das St. Gotthard- und das Grimselhofpiz. Das Kloster auf dem Großen St. Bernhard kann 70—80 Fremde beherbergen und dennoch erscheint diese Zahl gering, wenn man erwägt, daß jährlich 16—20000 Wanderer in dem Hospiz einkehren. Die höchste Fahrstraße der Alpen (2557 m hoch) führt über das Stilfser Joch zwischen den Rätischen Alpen und der Ortlergruppe. Schon feit dem 14. Jahrhundert stellte ein Saumpfad über diesen hohen Sattel die Verbindung zwischen der Etsch und der Adda, zwischen Tirol und
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