1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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187. Rheinisch-westfälische Industrie.
Höhe des bewaldeten, tiefgrünen Bergzuges winkt Ingelheim, der alte Palast
des ersten deutschen Reichsbaumeisters, Kaiser Karls des Großen, mit des neuen
Reiches Farben zu uns herüber. In der äußeren Ferne schauen der breite
Donnersberg und der Odenwald — die zwei Heiligtümer unserer Altvordern —
zu dem neuen Nationalheiligtum unseres Geschlechtes durch die klare, nebel-
freie Luft bläulich herüber.
Der 28. September des Jahres 1883, an dem das Nationaldenkmal
eingeweiht wurde, war ein Festtag ohnegleichen für ganz Deutschland. Der
greise Kaiser Wilhelm I. war umgeben von den Fürsten des Reiches, seinen
Freunden und Bundesgenossen, von den Heerführern des letzten Krieges,
darunter Kronprinz Friedrich und Feldmarschall Moltke, von den Abgeordneten
der Volksvertretungen, der Städte, der Universitäten und zahlreicher Vereine,
von den Ministern und hohen Beamten, die das Werk gefördert, von Meister
Schilling und seinen Genossen, die es zustande gebracht hatten, und von
einer viel tausendköpfigen Jubelschar hochschlagender deutscher Herzen.
Ganz Deutschland hatte zu dem Nationaldenkmal beigesteuert, „den Ge-
fallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen
Geschlechtern zur Nacheiferung".
Das Nationaldenkmal auf dem Niederwald ist das Sinnbild deutscher
Kraft und Größe, deutscher Gesittung und Gesinnung. Möge es eine
Friedensstätte für alle Zeiten bleiben! Nach Ompteda.
187. Hlßeinifchwestfälische Industrie.
a) Der Lebensnerv der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen ist die
Industrie. Sie übertreffen hierin alle anderen preußischen Provinzen und
können sich den bedeutendsten Industrieländern der Erde zur Seite stellen.
In der Rheinprovinz ist die industrielle Tätigkeit am meisten zusammen-
gedrängt in zwei Bezirken, von denen jeder gleichsam eine große, weite
Fabrik bildet: der eine in der Gegend an der belgischen Grenze, wo Aachen
mit Burtscheid. Stolberg, Eupen, Malmedy, Montjoie und andere Orte aus-
gezeichneter Betriebsamkeit sind; der andere auf der östlichen Seite der Provinz,
an der durch die Industrie so berühmt gewordenen Wupper.
Aachen und Burtscheid, die man fast für eine Stadt halten möchte,
bilden einen Hauptsitz der deutschen Tuchfabrikation. Dieser Industrie dienen
hier zahlreiche Betriebe. Damit stehen ansehnliche Wollspinnereien in Ver-
bindung, die hauptsächlich ausländische Wolle verarbeiten. Von besonderer
Wichtigkeit sind hier auch die Nähnadelfabriken, welche jährlich etwa
1600 Millionen Stück Nadeln versenden.
Die Wupper mit ihren Nebenbächen zog durch die günstigen Verhält-
nisse, welche sie der Anlegung von Wasserbetriebswerken darbot, die Industrie
ganz besonders an ihre Ufer. So reihen sich denn an ihren Zuflüssen in
den Kreisen Lennep, Elberfeld und Solingen fast ohne Unterbrechung
Spinnereien, Tuchfabriken, Bleichereien, Färbereien, Eisenhämmer, Schleif-
mühlen aneinander, in denen Werkzeuge für jeden Gebrauch, Gegenstände
Lesebuch für Kaufmännische Fortbildungsschulen. * 21