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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 344

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
344 108. Hamburg, die deutsche Welthandelstadl. Menge der Makler, welche in Handelsgegenständen Geschäfte machen, wie sie bald Schlußzettel über abgeschlossenen Handel schreiben bald überreden bald Streitigkeiten schlichten bald Aufträge annehmen und geben! Für jede Frage, für jedes Bedürfnis haben sie ein Ausknnftmittel. Sie sind die unentbehrlichen Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer im Handel Ham- burgs wie aller großen Handelstüdte. Jeden Tag werden Auktionen in Waren teils von ihnen abgehalten teils besucht. Ganze Schiffsladungen werden sogleich nach der Ankunft der Schiffe versteigert. Die obern Räume der Börse sind zu solchen Auktionen eingerichtet. Dort steht der eben an- gekommene Schiffskapitän mit noch etwas gespreizten Beinen, als ob das Festland dem unruhigen Weltmeere gliche, den breiten Hut in die Augen ge- drückt und beide Hände in den Rocktaschen, vor seinem Reeder, einem jungen, elegant gekleideten Mann mit schönen, ernsten Zügen. Neben diesem sein Bruder, ein hübscher, von der tropischen Sonne gebräunter Kaufmann, der mit reicher Ladung bereits mehrmals den Äquator passierte. Das sind Kauf- leute, die kennen Welt und Leben! Ihr Blick schweift über den Ozean, wo sie Kontore wie in Hamburg besitzen und wo ihr Name so bekannt und ge- achtet ist wie in der Heimat. Da lernt man erst erfahren, wie durch den Kaufmann die Welt erschlossen wird und wie die von ihm ausgeworfenen Fäden die fernsten Erdteile miteinander verbinden. Der Anblick Hamburgs läßt nicht ahnen, daß diese tausendjährige Stadt vormals ein Fischerdorf war und daß aus armen Fischern unternehmende Kaufherren und Seefahrer wurden. Als im 13. Jahrhundert der Hansabund entstand, ward Hamburg ein tätiges Glied dieser über Länder und Meere herrschenden Städtekette; durch ihn ward es erhoben und zu seiner Welt- bedeutung gebracht. Als aber die Hansa verfiel und das herrliche Lübeck, das Haupt derselben, hierbei sich fast verblutete und seinen Einfluß gleich anderen Städten beinahe verlor, war Hamburg bereits so erstarkt, daß es jenes Ereignis nicht allein nicht fühlte, sondern sogar an Glanz und Handelsmacht mit jedem Jahre gewann. Dennoch ist Hamburg zu verschiedenen Zeiten heftig bedrängt gewesen. Waren es in früheren Jahren Seeräuber, so waren es später, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Dänen, welche Glückstadt erbauten, daß es den Handel Hamburgs zerstöre. Das Jahr 1806 brachte die reiche Handelstadt in Napoleons Besitz und Davousts Gewaltherrschaft wird in den Geschichts- büchern Hamburgs immer fortleben. Damals sang der deutsche Dichter und Held Max v. Schenkendorf: Laß Flammen dich verzehren, O Hamburg, reich und schön, Du wirst zu größern Ehren, Dem Phönix gleich, erstehn. Aber niemand hätte geglaubt, daß dieser Sang Ahnung sei und einst zur furchtbaren Wirklichkeit sich gestalten würde. Da brach der 5. Mai 1842 an. Die Feuersbrunst, anfangs wenig beachtet, verbreitete sich bald über
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