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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 366

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
366 210. Italien. als eine handeltreibende gewesen. Auf der Italischen Halbinsel ist die breitere und fruchtbarere Westküste von jeher weit mehr der Sitz der Kultur und der Ausgangspunkt des Handelsverkehrs als die schmale, einförmige Ostküste ohne Längentäler, ohne tiefe Hafenbuchten und in der Nähe liegende Inseln. Italien wird im Norden vom übrigen Europa durch die Alpen getrennt, die sich in einem Halbkreis um Norditalien herumziehen. Im Süden der nach Italien steil abfallenden Alpenketten breitet sich die fruchtbare Lombardische Ebene aus, welche an vielen Stellen gegen das Adriatische Meer durch Dämme geschützt werden muss. Sie erhebt sich südwestlich sanft zum Apennin, welcher die Gestalt der ganzen Halbinsel bestimmt. Ausser der Lombardischen Ebene finden sich ebene Striche auf der Westseite Italiens am untern Arno, sodann weiter nach Süden die Campagna di Roma mit den Pon- tinischen Sümpfen und endlich bei Neapel die Campagna Felice, an deren Südseite sich der Vesuv erhebt. Auf der Ostseite ist die Apulische Ebene die bedeutendste. Italien hat nur ein einziges grösseres Flusfsystem, das des Po, der die gesegnete Lombardische Tiefebene durchströmt. Er empfängt von den Alpen eine Reihe von Zuflüssen, die zum Teil ihr Gerölle in den herrlichen norditalischen Alpenseen abgelagert haben. Das schmale Apenninenland gönnt an keiner Seite grösseren Ge- wässern Raum zur Entwicklung. Selbst Arno und Tiber, die be- deutendsten Apenninenflüsse, sind nur mit kleinen Schiffen befahrbar. In den Küstenstrichen sind die Flüsse von Maremmen begleitet, unheimlichen, fieberglühenden Sumpfniederungen. Die Fieberluft, die sich hier entwickelt, sucht man jetzt zu bekämpfen durch massen- haftes Anpflanzen des australischen blauen Gummibaumes, der be- fähigt sein soll das Sumpfwasser durch Aufsaugen unschädlich zu machen. Mit dem milden Klima des Südens gesegnet, von lauwarmen Lüften angehaucht, trägt der Pflanzenwuchs nahezu tropische Fülle und Form. Eichen- und Kastanienwälder bekränzen die Gipfel der Berge und weiter abwärts grünen Olivenwäldchen, blühen und duften Orangenhaine, prangen Weingelände, wallen Getreidefelder und laden Gärten mit den mannigfachsten, reichbehangenen Fruchtbäumen zur Ruhe und zum Genusse ein. Prächtige Städte, stattliche Dörfer, malerische Villen, zierliche Kapellen, umfangreiche Klöster und erinnerungsreiche Ruinen des Altertums bedecken weit und breit dieses herrliche Land; doch zeigen auch viele Orte durch Schmutz und Verfall der Wege und Häuser von dem »Sichgehenlassen« des Volkes und der Zerrüttung der wirk ^chaftlichen Verhältnisse.
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