1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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240. Die Hansa.
Ebensowichtig ist die Verpflanzung des Zuckerrohres aus Asien
nach Europa. Früher kannte man es hier nicht; bei Tripolis lernten
es die Kreuzfahrer zuerst kennen, und noch ehe fünfzig Jahre nach
der Eroberung Jerusalems vergangen waren, wurde es in Sizilien in
Menge angebaut. Zugleich entstanden in Venedig die ersten Zucker-
raffinerien und die Venezianer blieben lange darin ohne Nebenbuhler.
Zuletzt sei noch der Färberei gedacht. Sie nahm während der
Kreuzzüge einen bedeutenden Aufschwung; denn man lernte im
Morgenland eine bessere Art zu färben kennen und erhielt von dort
auch neue Farben, wie Safran und Indigo.
Nach Nösselt und Engelmann.
240. pie Kansa.
Die norddeutschen Städte, soweit die nieder- oder plattdeutsche Sprache
reichte, hatten schon früh ihre Kraft auf den Seehandel gerichtet und dadurch
unermeßliche Reichtümer sich erworben. Wie sich aber alles im Mittelalter
zu Genossenschaften zusammenschloß, so gingen auch sie, nicht wie die rheini-
schen Städte zur augenblicklichen Verteidigung gegen übermütige Raubritter,
sondern zur dauernden Verfolgung ihrer Handelsvorteile einen Bund ein, der
nach damaligem Sprachgebrauche Hansa, d. h. Bund, genannt ward. Die
ersten Mitglieder waren Hamburg, Lübeck und Bremen; aber dieser
Hansabund erweiterte sich im 13. und 14. Jahrhundert so, daß er zuweilen
bis an 100 Städte umfaßte, mit seinen Flotten die nordischen Meere be-
herrschte, ganze Länder eroberte und mächtige Könige beugte. Doch war die
Verbindung der Städte nur locker, oft geteilt, oft eingeschlafen und nur selten
trat ihre ganze furchtbare Kraft zum Verderben ihrer Feinde hervor, wenn
sie sich einmal entschlossen einig zu handeln.
Die Herrschaft der Hansa in der Ostsee besiegelte der Friedensschluß vom
Jahre 1370, in welchem ihr König Waldemar Iii. von Dänemark außer den
festen Plätzen und Schlössern auf Schonen auch zugestehen mußte, daß künftig
als rechtmäßiger dänischer König nur der gelte, welcher von der Hansa an-
erkannt wäre und ihr alle ihre Rechte und Freiheiten bestätigt habe. Immer
mehr Städte traten nun dem Bunde bei, der seine Beziehungen nach Ruß-
land, Polen, Dänemark, Schweden und Norwegen, England, den Nieder-
landen und später auch nach dem Süden ausdehnte.
Die Bürger fühlten sich nur als Kaufleute, die zufrieden waren, wenn
man ihnen in der Fremde ihren umhegten Platz ließ, auf dem sie nach hei-
matlicher Sitte und heimischem Recht ihren Handel betrieben.
Die Größe und Macht der Hansa beruhte, obwohl ihre Schisse auch
bis in die innersten Buchten des Mittelmeeres gingen, zumeist auf dem
Handel der Ostseefahrer. Denn damals war die Ostsee der große Fischbehälter
Europas; die Dorsche wälzten sich haufenweise in die ausgeworfenen Netze;
die Heringe kamen jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund; an
den Flußmündungen wimmelte es von Lachsen und Aalen. Besonders aber