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1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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257. Wilhelm I., Deutscher Kaiser.
war es der Dienst im Heere, dessen er sich mit ganzer Seele annahm
und dessen höhere Stellen ihm vom Vater, dessen Gesamtbefehl ihm
schließlich vom Bruder übertragen wurde. Das Jahr 1848 reichte auch
ihm den Kelch bitterer Erfahrungen; aber schon 1849 stand er wieder
an der Spitze des Heeres und dämpfte den Aufstand in Baden; dann
lebte er, namentlich seit den diplomatischen Niederlagen, die Preußen
durch Österreich erlitten, in fürstlicher Stille zu Koblenz.
Nachdem er von 1858 ab als Prinzregent die Zügel der Regierung
geführt hatte, bestieg er 1861 in einem Alter von 64 Jahren selbst den
Thron. Als Greis noch war er ein Jüngling an Tatkraft, im Felde
bei allen Anstrengungen einfach und anspruchtslos in seiner Lebensweise.
Gemeinsam mit Österreich entriß er 1864 den Dänen die deutschen
Herzogtümer Schleswig und Holstein. Größere Erfolge brachte der sieg-
reiche Feldzug von 1866 gegen Österreich; mehrere Provinzen wurden
dem Königreich Preußen einverleibt und für das bisher zersplitterte
Deutschland die langersehnte politische Einigung angebahnt. Ruhm und
Achtung zollte die Welt dem König, in dessen Hand der Oberbefehl
gelegen hatte, den umsichtigen Führern und den braven Truppen. Nun
war in Deutschland Frieden und Einigkeit. Der Sonnenschein des Glückes
aber wurde noch einmal gestört. Frankreich erklärte im Juli 1870 an
Preußen den Krieg. Ganz Deutschland erhob sich wie ein Mann. Der
73 jährige König stärkte sich zum Waffengang durch ein Gebet an der
Mutter Grab. Ihre Worte, die sie ihm einst ans Herz gelegt hatte,
standen vor seiner Seele. Die Zeit der Vergeltung war gekommen:
Sieg auf Sieg erfochten die Deutschen; die wichtigsten Festungen mußten
sich ergeben; ganze Armeen wurden gefangen genommen. Als höchste
Errungenschaft sollte jedoch aus diesem blutigen Kriege die Einheit
Deutschlands hervorgehen. König Wilhelm, der an der Spitze der sieg-
reichen Heere bis nach Paris vorgedrungen war, sollte auch im Frieden
Deutschlands Führer sein. In Versailles wurde er am 18. Januar 1871
zum Kaiser ausgerufen. So hatten die Feinde Deutschlands bei der
Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches helfen müssen. Mit Recht nannte
man Kaiser Wilhelm I. den Siegreichen. Sein Enkel Kaiser Wilhelm Ii.
gab ihm den Beinamen „der Große".
Die Fürsorge Kaiser Wilhelms um die Erhaltung der wieder-
gewonnenen Macht und des Ansehens des Reiches richtete sich vor allem
auf Vervollkommnung des Heerwesens. Die Friedenspräsenzstärke des
Heeres wurde erhöht, die deutsche Flotte vermehrt, gleichmäßige Bewaff-
nung und Ausbildung der Heere aller deutschen Staaten erstrebt und
1888 ein neues Wehrgesetz eingeführt. Im Jahre 1887 legte Kaiser