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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 457

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
457 260. Die drei Paladine des großen Kaisers. schafter in Paris tätig gewesen war, berief ihn König Wilhelm I. im Sep- tember 1862 an die Spitze des preußischen Ministeriums. Jetzt kamen schwere Jahre für ihn, da die Mehrheit der Abgeordneten die Geldmittel verweigerte, welche zur Durchführung der vom König geplanten Umgestaltung des Heeres erforderlich waren; und alle Anstrengungen Bismarcks* eine Ver- ständigung zwischen Regierung und Volksvertretung zustande zu bringen, blieben ohne Erfolg. Die trüben Tage aber währten nicht lange; denn nach den glänzenden Erfolgen feiner ebenso kühnen wie besonnenen Politik in den beiden Kriegen von 1864 und 1866 erntete er, was er früher mit eiserner Beharrlichkeit gesäet hatte, er wurde zum volkstümlichsten Mann in Deutschland. Als die Kriegserklärung Frankreichs im Jahre 1870 den Norden und Süden Deutschlands einigte; als nach jenen unvergleichlichen Waffen- erfolgen Elsaß und Lothringen an Deutschland zurückfielen, dem sie einst in der Zeit seiner Ohnmacht entrissen worden waren; als das neue Deutsche Reich aufgerichtet wurde: da ward er vom Kaiser Wilhelm als deutscher Reichskanzler an die Spitze der Regierung gestellt und die Gnade seines Königs erhob ihn in den Fürstenstand. Seitdem hat das Deutsche Reich sich eines ungestörten Friedens zu erfreuen gehabt; es ist der bewunderungs- würdigen Geschicklichkeit des Reichskanzlers sogar gelungen, Österreich die schmerzliche Erinnerung an Königgrätz vergessen zu lassen und zwischen Deutschland, Österreich und Italien ein Bündnis zustande zu bringen, das wohl stark genug ist, mutwilligen Ruhestörern in Europa mit Gewalt ihr Handwerk zu legen. In langer, angestrengter Tätigkeit hat Fiirst Bismarck, als des Kaisers pflichtgetreuester „erster Diener", eine Riesenarbeit vollbracht für die Unab- hängigkeit, Einheit, Freiheit und den inneren Ausbau des Deutschen Reiches. Daher wird das deutsche Volk in ihm allzeit einen seiner größten Männer verehren, der nicht nur als Staatsmann durch ein außergewöhnliches prak- tisches Geschick, rasche Geistesgegenwart, durchdringende Schärfe des Ver- standes, treffliche Menschenkenntnis, gewaltige Rednergabe, strenge Unter- ordnung unter die Ziele seiner Kaiser sondern auch als Mensch durch die Tiefe seines Gemütes, offene, männliche Geradheit, echte Frömmigkeit, köst- lichen Humor und hohe Liebenswürdigkeit im Privatleben ausgezeichnet war. Tiefe Trauer erfüllte darum das ganze deutsche Volk, als der Eiserne Kanzler am 31. Juli 1898 aus dem Leben schied. 2. Was Bismarck dem Staatswesen, das war der Feldmarschall Graf Helmut von Moltke dein Heere. Wie Stein, Scharnhorst und Gneisenau hat ihn das weitere deutsche Vaterland dem engeren Kreise Preußens zu- gebracht. Geboren am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg, hatte er zu Kopenhagen im Kadettenhause seine Jugendbildung empfangen, war aber dann (wie einst Blücher aus dem schwedischen Dienste) 1822 aus dem dänischen in den preußischen Kriegsdienst übergetreten, hatte die Kriegs- akademie in Berlin besucht und war dann als Leutnant in ein Infanterie- regiment eingetreten. In den folgenden Jahren lebte er sehr eingezogen
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