1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
263. Das Geschlecht der Wittelsbacher im Dienste des großen u. s. w. 467
Napoleons Herrstbaft. Er machte ohne Furcht vor persönlicher Gefahr kein
Hehl aus seiner Überzeugung, daß die Verbindung Bayerns mit Frankreich
(Rheinbund) trotz des daraus erwachsenden Gewinnes eine unnatürliche sei,
daß die herrschenden Zustände überhaupt unwürdig und unerträglich seien.
Mit jeder Faser seines Herzens hing er auch auf dem Throne (1825—1848)
dem großen deutschen Vaterlande an, wie dies seine Worte und Taten er-
weisen. (Siehe Nr. 256.)
In den Kämpfen, durch welche Napoleon 1813 den überlegenen Feind
vom Wege nach Paris abzulenken versuchte, leisteten die bayerischen Truppen
treffliche Dienste. Durch Kühnheit im Angriff und Verwegenheit in der
Verfolgung tat sich hierbei namentlich der achtzehnjährige zweite Sohn des
bayerischen Königs, Prinz Karl, hervor.
Ludwigs Nachfolger, König Maximilian Ii. von Bayern (1848 bis
1864), erließ am 14. April 1848 folgende Proklamation: „Bayern! An Euch
rrgeht unter allen deutschen Stämmen zuerst der Ruf, aus Eurer Mitte,
aus der des ganzen Volkes, die Abgeordneten zu wählen zur deutschen
Nationalvertretung. Seid stolz darauf und erkennt die Größe der Aufgabe!
Einer der ältesten deutschen Stämme, im Herzen unseres Gesamtvaterlandes
gelegen, seid Ihr bestimmt mitzuwirken zur Gestaltung des großen National-
werkes. Deutschland soll, nach innen und außen gekräftigt, die ihm ge-
bührende, achtunggebietende Stellung einnehmen unter den Staaten Europas
zum mächtigen Schutze seiner Freunde, zur Abwehr seiner Feinde. Dieses
Ziel zu erreichen tut Eintracht not; mit Deutschland stehen und fallen wir.
Wir sind alle Kinder einer Mutter, Söhne eines Volkes. Ihm verdanken
wir Sprache, Gesittung, Freiheit und Recht, der Menschheit höchste Güter.
Kinder und Kindeskinder werden aus uns einst stolz und zufrieden zurück-
blicken, wenn wir unsere Aufgabe gelöst: Bayern und Deutsche zu sein."
Als 1863 nach dem Tode Friedrichs Vii. von Dänemark der verlassene
Bruderstamm tatkräftiger Hilfe am dringendsten bedurfte, um nicht gänzlich
von Deutschland losgerissen zu werden, richteten sich die Blicke der Schleswig-
Holsteiner zuerst auf König Max als ihren uneigennützigsten Freund. Und
er, dem seine zunehmende Kränklichkeit den Aufenthalt in Italien gebot,
verließ das wohltätige Klima und eilte in die Heimat, um die Befreiung
der Herzogtümer mit Einsatz seines vollen persönlichen Einflusses betreiben
au können. Was zur politischen Macht und materiellen Wohlfahrt des deutschen
Volkes beitragen konnte, fand an Maximilian stets einen warmen Freund.
König Ludwig Ii. von Bayern (1864—1886) trat in der schleswig-
schen Frage ebenso energisch wie sein Vater für das Selbstbestimmungsrecht
der Schleswig-Holsteiner ein und suchte die Mitwirkung aller deutschen
Regierungen in dieser Angelegenheit zu erwirken. — Bei Beginn des Deutsch-
Französischen Krieges hatte man in den Tuilerien auf ein Schwanken und
Zögern der bayerischen Regierung sicher, gehofft. Aber Bayerns König sprach
sofort seine moralische und rechtliche Überzeugung kurz und bündig aus:
„Treu dem Allianzvertrage, für welchen Ich Mein Königliches Wort ver-
pfändet habe, werde Ich mit Meinen Bundesgenossen für die Ehre Deutsch-
lands und damit für die Ehre Bayerns einstehen, sobald es die Pflicht
gebietet!" König Wilhelm richtete an König Ludwig das gerührte Dankes-
wort: „Ihre echt deutsche Haltung hat auch Ihr Volk elektrisiert und ganz
Deutschland steht einig zusammen wie nie zuvor. Gott wolle Unsere Waffen
segnen in den Wechselfällen des Krieges! Ihnen persönlich muß Ich aber
Meinen innigsten Dank aussprechen für die treue Festhaltung der zwischen
Uns bestehenden Verträge, auf denen das Heil Deutschlands beruht." König
Ludwig erwiderte: „Ihr soeben erhaltenes Telegramm hat in Meiner Brust
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