1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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276. Der Wert der Fische.
unter verschiedenen Namen in den Handel. Jung heißt er Dorsch, getrock-
net Stockfisch, eingesalzen Laberdan, eingesalzen und getrocknet Klippfisch.
Neben der Hochsee- liefert aber auch die Binnenfischerei reiche Erträgnisse.
Unsre Süßwasserfische, besonders aber Störe, Lachse, Forellen, Karpfen und
Hechte, bilden ein hervorragendes Nahrungsmittel; das Fleisch ist reich an
Nährstoffen, meist zart, schmackhaft und leicht verdaulich. Giftig ist an sich
kein Fisch; und wenn zuweilen der Genuß von Fischen gefährliche Zufälle,
ja den Tod zur Folge gehabt hat, so ist dies vielleicht einem durch
Nahrung und Aufenthaltsort krankhaft veränderten Zustand der Fische zuzu-
schreiben. Vor allem hat man Sorge zu tragen, daß Fische, die nicht ge-
salzen, geräuchert oder in Essig eingemacht sind, frisch verbraucht werden.
Besondere Transportbestimmungen für die Eisenbahnen, die Aufbewahrung
in Eis sowie die Einrichtung von Bassins für lebende Fische ermög-
lichen dies.
Außer dem Fleisch der Fische verwendet man vielfach auch andere
Teile derselben. Die Eier der Störarten kommen als Kaviar in den
Handel (S. Nr. 277). Aus der Schwimmblase der Störe, besonders der
Hausen, wird die Hausenblase gewonnen. Diese Masse, auch Fischleim ge-
nannt, ist weiß, geruch- und geschmacklos, hornartig, durchscheinend und löst
sich beim Kochen fast vollständig auf. Man benutzt die Hausenblase zur Be-
reitung der Gallerte, des englischen Pflasters, des Mundleims, zur Klärung
trüber Flüssigkeiten, besonders des Weines und Bieres; auch wird sie zu
Glas- und Porzellankitt, zum Leimen musikalischer Instrumente und zur
Appretur seidener Zeuge verwendet. In Norwegen wird in und bei Bergen
aus der Leber des Kabeljaus der Lebertran gewonnen, welcher vielfach als
Arzneimittel Verwertung findet. Früher gebrauchte man ihn auch in der
Gerberei. Der Fischtran (Walfisch-, Robben-, Haifisch-, Heringstran) ist das
leichteste aller fetten Öle und brennt mit heller Flamme. Fischgalle wird wie
Rindergalle in der Malerei und Wäscherei benutzt.
Aus den Abfällen der Fischerei (Fischen von wenig Wert, wertlosem Fleische
größerer Fische, Skeletten) wird ein Düngungsmittel dargestellt, der Fisch-
guano. Dieser enthält 10% Stickstoff und 15% Phosphor und übertrifft
weit den Gehalt des Peruguanos. Er hat einen eigentümlichen Geruch und
eine hellgelbe Farbe.
Die Aalhaut wird von wilden Völkern an Stelle der Glasfenster ver-
wendet. Die Bevölkerung Ostasiens verarbeitet die gegerbten Lachshäute zu
Kleiderstoffen. Aus der Haut des Sägefisches wird Sohlleder gewonnen.
Die Haut der Haie und Rochen verwendete man früher zu echtem Fischhaut-
chagrin; dieser wird jetzt künstlich dargestellt. Sie dient aber noch immer
zum Abreiben von Holz und Elfenbein. Auch mosaikartige, glänzende, glatte
Futterale werden aus Fischhaut bereitet. Verarbeitung und Versand von
Fischhäuten findet vorzugsweise an den italienischen und portugiesischen
Küsten statt.
Lesebuch für Kaufmännische Fortbildungsschulen. »
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