1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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283. Die Salze.
und Wüstensalz zu erwähnen, welches durch Regen aus dem einstigen Meeres-
boden ausgelaugt wird, so daß sich bei großer Trockenheit der Boden mit
einer Salzkruste beschlägt. Ist das Steinsalz klar und rein, was oft der Fall
ist, so kann es sogleich in den Handel gebracht werden; enthält es aber erdige
Beimengungen, so löst man es in Wasser auf, läßt die erdigen Teile sich ab-
setzen und dampft aus der unreinen Auflösung das Wasser ab, worauf das
Salz zurückbleibt. Auch aus den Salzsolen entfernt man das Wasser durch
Verdampfen; enthält die Sole aber viel Wasser, so würde es zu viel Brenn-
material kosten um alles Wasser durch Hitze zu verflüchtigen. Deshalb
gradiert man die Sole, d. h. man pumpt sie auf ein aus Balken aufgeführtes
Haus, Gradierhaus, dessen Wände mit Reisern von Weißdorn u. s. w. aus-
gelegt sind, und läßt sie auf diese herabtröpseln. Bei der großen Ausbreitung,
welche sie auf den Reisern erhält, verdunstet ein großer Teil des Wassers
und die salzreiche Sole sammelt sich in Behältern unter dem Gradierhaus
und wird nun in großen Pfannen über dem Feuer so weit eingedampft, bis
das Salz ausscheidet. Doch verschwindet diese Art der Salzgewinnung immer
mehr. Das See- oder Meersalz gewinnt man hauptsächlich an den Küsten
der wärmeren Länder während des Sommers. Man leitet das Seewasser in
sehr geräumige, flache Gruben (Salzgärten), läßt das Wasser an der Sonne
verdunsten und harkt das auskristallisierte Salz aus den Behältern heraus.
„Über alles preist ich den gekörnten Schnee,
Die erst' und letzte Würze jedes Wohlgeschmacks,
Das reine Salz, dem jede Tafel huldigt,"
sagt Goethe.
Und nicht nur erste und letzte Würze jedes Wohlgeschmackes ist das Salz,
sondern es ist auch eines unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Wenn wir unsere
Speisen mit Salz würzen, genügen wir nicht etwa bloß dem leckeren
Gaumen sondern wir erfüllen eine dringende Forderung der ganzen Er-
nährungsweise. Unser Blut enthält Salz, zum Aufbau unserer Knochen ist
es erforderlich; um den Stoffwechsel, die Verdauung möglich zu machen muß
es dem Magensafte beigemengt sein. Wir empfinden deshalb einen Hunger
nach Salz, wenn dasselbe nicht mehr in genügender Menge im Körper ent-
halten ist, und es gewährt uns einen köstlichen Reiz dieses Bedürfnis be-
friedigen zu können. Darum sagt ein wahres Sprichwort: „Salz und Brot
macht Wangen rot." Ohne Salz würden wir nicht nur welken, der Mensch
würde verhungern, wenn er gar kein Salz im Fleisch, im Wasser, in den
Früchten, in seinen Getränken genösse. Auch das Wild unserer Wälder läuft
gierig nach der Salzlecke; dem Kamel der Wüste ist ein Stückchen Steinsalz
die liebste Leckerei.
Wer kennt nicht die vielfache Verwendung des Salzes zum Aufbewahren
von Fleisch und Gemüse, zum Einpökeln, zum Düngen, ganz besonders
aber zur Herstellung der Soda, auf welcher die Fabrikation des Glases
und der Seife mit all ihren unentbehrlichen Produkten beruht? Ferner stellt
man eine nützliche Säure, die Salzsäure, daraus her; diese gibt, mit Salpeter-