1903 -
Essen
: Baedeker
- Autor: Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Strandbild. — Bergbau und Metallindustrie in Oberschlesien.
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tüchtige und ordentliche Fabrikarbeiter spart in der Jugend so viel, daß er später
selbst eine Werkstatt einrichten kann. Als Meister verfertigt er dann Futterale
und Gold-, Nickel-, Stahl- und Hornsassungen für Brillen und Kneifer, und
findet dabei sein gutes Auskommen. Nach H. Schuitze.
119. Sfrcmdbhd.
Das Zischerdorf ist leer.
Km Ztrande stehn die Zrauen,
die aufs bewegte Meer
mit trüben Blicken schauen.
Ls war ein arger Zturm,
der sich zur Nacht erhoben;
die Leuchte auf dem Turm
erlosch vor seinem Toben.
hier Planken an den Ztrand
strömt's aus dem Zelsenreiche;
daneben ruht im Zand
wohl manche nasse Leiche.
Das Meer verschlang den Best;
froh stießen sie vom Lande.
Fetzt ist's ein Totenfest —
nur Witwen stehn am Strande.
Rudolf Gottschall.
*120. Bergbau und Metallindustrie in Oberichleiien.
An der Südgrenze Schlesiens steigt aus dem breiten Tale der Weichsel
bis zur Höhe von 350 m ein Hügelland auf, welches reich an Teichen und
Sümpfen ist. In der Tiefe dieses lockeren Schwemmlandes sind Kohlenlager
vorhanden, welche nach der Klodnitz hin immer häufiger sich der Oberfläche
nähern. Das Gebiet des Kohlenbergbaues ist 1200 qkm groß; doch
verbreiten sich die Kohlenfelder unter der Erdoberfläche über den ganzen Süd-
osten „Oberschlesiens bis auf das linke Oderufer, ja bis nach Polen, Galizien
und Österreichisch-Schlesien hin. Zu diesem Kohlenreichtum gesellen sich noch
andere mineralische Schätze, nämlich Eisen-, Zink- und Bleierze, und in den
letzteren findet sich sogar Silber vor.
Obschon dieser unterirdische Reichtum schon vor langer Zeit bekannt
war, so begann man doch erst vor 100 Jahren, die Schätze zu heben. Zur
Zeit Friedrichs des Großen gab sich der Minister Graf von Reden viele
Mühe, um hier den Bergbau in Schwung zu bringen. Zur Auerkennung
seiner großen Verdienste ist ihm auf einem Hügel bei Königshütte ein ehernes
Denkmal errichtet worden, und eine Eisenhütte bei Zabrze trägt seinen Namen.
Nachdem die Kohlenlager eröffnet waren, entstanden auch Hüttenwerke, in
denen aus den Erzen Metalle geschmolzen, und Fabriken, in denen die Metalle
verarbeitet werden.
Jetzt ragen in dieser Gegend unzählige, hohe Schlote empor, welche
dicke Wolken schwarzen Rauches ausspeien; überall stößt man auf Kohlen-
zechen, Eisenbergwerke, Zinkgruben und Fabriken. Städte und Dörfer haben
in kurzer Zeit ihre Einwohnerzahl vervielfältigt; auf 434 qkm wohnen über
300000 Menschen, so daß der frühere Kreis Beuchen in vier Kreise geteilt
werden mußte.
Der Mittelpunkt dieses mächtigen Jndustriebezirkes ist die Stadt
Beuth en, welche etwa 40000 Einwohner zählt; den ganzen 126 qkm großen
Kreis bewohnen gegen 150 000 Menschen, so daß auf ein Quadratkilometer
weit über 1000 Bewohner kommen; hier ist die Bevölkerung Schlesiens am