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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 273

1903 - Essen : Baedeker
Das Bergische Land und seine Industrie. 273 *124. Das Bergifche Land und [eine Industrie. 1. Während im Osten des preußischen Staates die Landwirtschaft vor- herrscht, hat von dem Westen die Industrie Besitz ergriffen, und der „indu- strielle Westen" ist ein stehender Ausdruck geworden. Kohle und Eisen sind die Wahrzeichen des Ruhr- und des Saargebietes; Aachen und seine Umgebung sind bekannt durch Tuch-, Nadel- und Glasfabrikation; München-Gladbach ist ein wichtiger Mittelpunkt der Tuchweberei und Baumwollenindustrie, und Krefelds Seideniudnstrie ist weltbe- kannt. Ein eigenartiges Gemisch jedoch bietet die Industrie des Bergischen Landes dar, da sich hier fast sämtliche Industriezweige des Westens zu- sammengefunden haben. Ursprünglich wurde im Bergischen Lande nach Eisenerz gegraben, und schon ums Jahr 1120 begünstigte Kaiser Heinrich Ii. hier den Bergbau, während man im Ruhrgebiet erst ums Jahr 1300 Stein- kohlen förderte. Zur Gewinnung des reinen Metalls lieferten die bergischen Wälder die Kohlen. Allmählich aber zerstörte der Hüttenbetrieb den Wald- bestand des Landes; die entholzten Höhen wurden besiedelt, und man begann Eisen zu schmieden. Die Solinger Schwertklinge erlangte schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts Vollkommenheit und Ruf, und noch heute versteht man ihr eine solche Härte zu geben, daß sie Eisen durchhaut, und eine solche Biegsamkeit, daß man sie als Leibgurt gebrauchen könnte. Jetzt werden in Solingen und seiner Umgebung Schueidewerkzeuge für alle nur denkbaren Zwecke und Berufsarten hergestellt. In eigenen Werk- stätten verfertigen die Arbeiter die einzelnen Teile von Messern, Gabeln, Degen, Scheren u. dgl. und verkaufen sie an die Fabrikherren, welche sie schleifen und zusammensetzen lassen. Schaut man von dem hochgelegenen Solingen nach Osten, so erblickt man die auf dem Ende eines Bergrückens liegende gewerbtütige Stadt Rem- scheid. Zwischen beiden Städten zieht sich das Tal der Wupper hin, welche das Bergische Land durchfließt. Zwar ist sie nur ein kleiner Zufluß, aber doch einer der wichtigsten Nebenflüsse des Rheins. Die Länge ihres Laufs beträgt kaum 100 km; dennoch ist sie unter allen Gewässern wohl dasjenige, welches am meisten arbeiten muß. Durch ein enges Tal, das sich dann und wann zu einem Kessel mit breiterer Sohle erweitert, fließt sie in raschem Laufe zwischen hohen, grünen Bergen hin. Den geräumigsten dieser Kessel füllen die Schwesterstädte Barmen und Elberfeld aus, unterhalb deren sich das Wuppertal wieder verengt. Früher war es dem Verkehr zwischen Remscheid und Solingen sehr hinderlich; allein Ingenieur und Techniker haben dieses Hindernis überwunden; denn seit einigen Jahren sind beide Städte durch einen Schienenweg miteinander verbunden, welcher kühn über das Wuppertal hinwegsetzt. Die 500 m lange Kaiser-Wilhelm-Brücke bei Müngsten darf sich rühmen, die höchste ihresgleichen in Deutschland zu sein (107 m über dem Flusse). Der eiserne Bogen, welcher die Wupper überbrückt, hat eine Spann- weite von 170 in; der Riesenbau hat einen Aufwand von 4 Millionen kg Eisen erfordert und 2l¡2 Millionen Mark gekostet. 2. Aber auch eine Fußwanderung nach Remscheid hat manchen Reiz. Jenseits der Brücke steigt die Straße beständig aufwärts. Zur Rechten er- heben sich mächtige Felsen; zur Linken aber hört man unaufhörlich Hämmer pochen und Schleifsteine schnurren. Der Morsbach und seine Zuflüsse, die von dem Remscheider Bergrücken zur Wupper hinabeilen, treiben sie. Heinecke, Lesebuch für gewerbliche Forlbildungsschulen. 18
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