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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 275

1903 - Essen : Baedeker
Das Bergische Land und seine Industrie. 275 Treten wir in eine solche Hammerschmiede ein! Ans einem niedrigen Schwebesitz, der an einer von der Decke herabhängenden beweglichen Eisen- stange befestigt ist, erblicken wir den rußigen Schmied. Ein Hammer schlägt auf einen breiten, glühenden Eisenstab, der ans einem in den Boden einge- lassenen, niedrigen Amboß liegt. Der schwere Hammer wird durch Wasser- kraft getrieben (s. Nr. 94). Geschickt wendet der Meister das Eisen unter dem schlagenden Hammer, bis eine runde Platte daraus geworden ist, die durch einen schmalen Stiel mit der Stange zusammenhängt, und man erkennt die rohe Form einer Bratpfanne. Nun greift der Schmied nach einem Werk- zeug, welches in eine scharfe Schneide ausläuft, hält es dahin, wo der Stiel der Bratpfanne endigt und läßt durch den Hammer die Pfanne abschlagen. Sofort wird die noch glühende Eisenstange weiter geschoben, ohne daß ein Schlag auf den leeren Amboß fällt, obwohl der Hammer etwa 100 Schläge in der Minute macht. Ist aber die dritte oder vierte Pfanne geschmiedet, so steht der Lehrling schon mit einer frisch glühenden Eisenstange bereit. Der Meister raucht bei der Arbeit behaglich sein Pfeifchen und gibt dem Burschen nur selten durch ein Wort oder eine Gebärde Weisung. Indem wir weiter wandern, bemerken wir an den langen Fensterreihen der Feilenhauereien arbeitende Männer und Frauen und hören in eintönigem Takte Hämmer schlagen. Auch Haushaltungsgerüte und Werkzeuge für Hand- werker, Säbelscheiden und Sporen, Ambosse und Beile, Sensen und Sicheln, Spaten, Hacken und Pflugscharen, endlich auch Schlittschuhe gehen ans der Remscheider Gegend in die weite Welt. Da Remscheid auf einem Bergrücken liegt, so hatten die Bewohner früher viel durch Wassermangel zu leiden, dem auch die kostspielige Anlage einer Wasserleitung nicht hinreichend abzuhelfen vermochte. Da entschloß sich die städtische Verwaltung, das Tal des nahen Eschbaches durch eine massige, 160 m lange, 25 m hohe und unten 15, oben 4 m dicke Qnermauer abzu- sperren, hinter welcher sich das Wasser des Baches ansammeln sollte. Die Füllung dieses gewaltigen Sammelbeckens nahm 50 Tage in Anspruch. Von der „Talsperre" aus wird das Wasser nach dem Pumpwerk geleitet, von wo aus es durch Dampfkraft in zwei Wassertürme getrieben wird. Diese vor- treffliche Remscheider Anlage ist seitdem von vielen andern Orten nachgeahmt worden. 3. Von Remscheid nur wenige Kilometer ostwärts — und man hört nicht mehr das Getöse der Hämmer, sondern das Rasseln von Spinnmaschinen und das Geklapper von Webstühlen. Wir befinden uns in Lennep, dem wichtigsten Orte der bergischen Tnchfabrikation. Erklimmen wir nun den nächsten, nordwärts sich hinziehenden Höhenrücken, so schauen wir auf das im Wuppertal über drei Wegstunden sich erstreckende, 300000 Einwohner bergende Häusermeer der Doppelstadt Barmen-Elberfeld hinab. Es liegt eine alte Heimstätte der Garuindustrie unter uns. Früher breiteten sich hier weite Wiesenflächen ans, und die jetzt schwarze Wupper spendete den Garn bl eichen ihr kristallklares Wasser. Weber und Färber wurden zur Niederlassung angelockt, und später kamen noch andere Arbeitszweige hinzu, vor allem die Bandwirkerei. Letztere hielt sich am längsten als Haus- industrie; denn wie der bergische Schmied im allgemeinen dem Fabrikbetrieb abhold ist und sich nach Möglichkeit die Selbständigkeit als Meister wahrt, so sträubte sich auch der bergische Weber lange Zeit gegen die Vorherrschaft der Fabrik. Jetzt aber ist infolge der Vorteile des Betriebes die Fabrik- 18*
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