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1. Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens - S. 18

1878 - Braunschweig : Vieweg
18 Weltgeschichte. auf, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Ein wilder Iubelruf unterbricht seine Rede; man eilt zu den Waffen, die nebst verschiedenen Siegeszeichen an den Wänden hangen, und hinaus geht's, durch den düstern Wald hindurch, nach dem heiligen Eichenhaine, wo sich die Helden versammeln. Hugo Weber. 9. Die Sitten der alten Deutschen. Groß, stark und schön waren die alten Deutschen. Wie Riesen blickten sie Uber andere Menschen hin. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut; in üppiger Fülle floß das goldgelbe, blonde Haar bei Männern und Frauen hernieder, und aus den großen, blauen Augen blickten Muth und edler Freiheitsstolz. Das Leben in der freien Natur war ihr Element; Krieg und Jagd trieben die Männer; Ackerbau und Viehzucht überließ man den Sklaven und Weibern. Freiheit war ihnen das höchste Gut, und wer hätte sie diesen Männern entreißen mögen, die mit Ungestüm in die Schlacht wie zum Tanze sprangen, die auf dem Schilde über die Gletscher und Eisberge rutschten, Ströme ableiteten zum Grabe ihrer Könige, Flüsse mit ihren Schilden aufzuhalten suchten? Doch lag bei aller ungebändigten Naturkraft in den alten Germanen tiefer, einfacher Sinn, ein kindlich sittliches Leben, die größte Zucht und unbefleckte Keuschheit. „Dort lächelte niemand", sagt der ernste Römer Tacitus, „über das Laster; bei ihnen vermochte die gute Sitte mehr, als in Rom das strengste Gesetz." Die Fülle der Kraft galt unseren Urvätern so hoch, daß sie kranke Kinder lieber tödteten, als zu Krüppeln heranwachsen ließen, und daß die Alten, wenn sie sich für nichts mehr tüchtig hielten, sich selber den Tod gaben. Deshalb wurde die Kraft des Leibes auch frühzeitig gestählt, das neugeborene Kind in kaltes Wasser getaucht, das herangewachsene durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die Jagd oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit den Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen nackten Schwertern und Lanzenspitzen einher, und der Beifall des Volkes lohnte die Kecksten und Geschicktesten. Verstand der Jüngling die Waffen zu führen, konnte er Bären- und Wolfsfelle, die Hörner des Ur als Triumphzeichen aufweisen, dann hatte er das Ziel langen Strebens erreicht: er ward würdig be- funden, in die Zahl der Männer aufgenommen zu werden. Die Edelsten des Stammes gürteten ihn mit dem Schwerte, reichten feiner Linken den Schild und drückten ihm den Speer in die Rechte. Seine liebste Lust war dann, mit dem Feinde sich zu messen oder das riesige Wild zu erlegen. Das Mädchen hingegen lernte Sitte und Zucht bei der keuschen und treuen Mutter. Die Jungfrau gab nur dem Tapfersten ihr Herz. Der Mann beschenkte als Bräutigam die Braut mit einem Ringe und mit niedrigen Schuhen, durch deren Anlegung sie in die Gewalt des Mannes trat; er brachte dem Weibe zum Witthum Waffen und Roß. Die Verlobte brachte dem Manne zur Mitgift außer einem Rindergespaune auch wohl ein Schlachtroß, den Schild und die Waffe; im Frieden wie im Kriege wollte sie mit ihm leben und sterben. Hochgeehrt von ihrem Gatten führte die Frau im Hause die unumschränkte Oberherrschaft; sie gebot über die dienende
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