1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrg, Hermann, Stillcke, Fr., Helmkampf, Adolf, Krausbauer, Theodor
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1909
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländlich-gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Iv. Bei der Arbeit.
haares geradezu ein Gradmesser seiner Güte. Man sieht, die mikro-
skopische Untersuchung ist bei der Schafwolle von großer prak-
tischer Wichtigkeit. Sie dient zur Unterscheidung der einzelnen
Wollsorten, des echten Wollhaares vom Grannenhaare, der Schur-
von der Gerberwolle, zur Erkennung von Erkrankungen des Woll-
haares sowie zur Nachweisung der zerstörenden Einflüsse von
Langen odei Säuren. Dr. Georg v. Georgievics.
70. Aber die Verwendung der Vflanzenstoffe.
1. Unendlich vielseitig ist der Nutzen, den uns das Pflanzenreich
gewährt. Nicht nur, daß die Pflanzen die Erde, den Wohnort des
Menschen, mit frischem Grün und bunten Blumen schmücken, dem
Menschen Schatten spenden, ihm Speisen und Getränke und Arznei-
mittel verschaffen: auch zur Herstellung von abertausend nützlichen
Gegenständen liefern sie ihm den Stoff. Bald benutzt er das Holz,
bald die Rinde, bald die Wurzeln, Blätter oder Früchte. Nichts findet
sich, was keine Verwendung gestattete. Der Zimmermann und der
Schiffbauer brauchen das Holz der Eichen, Tannen, Kiefern, Fichten
und Lärchen, der Roßkastanien und Rüster zu Balken und Pfosten,
Masten und Planken. Tischler, Drechsler und Stellmacher verwenden
außerdem die Hölzer von der Rot- und Hainbuche, von Ahorn, Birke
und Erle, von der Linde und der Schwarzpappel, die Hölzer unserer
Obstbäume, des Zederbaumes und des Wacholders, der Zypressen und
Taxusbäume, des Buchsbanmes und des Ebenholzes. Esche und Nuß-
baum und zahlreiche fremde Hölzer, z. B. der Mahagoni, liefern wegen
ihrer feinen Masern geschätzte Furniere. Selbst der Holzabfall findet
Verwendung, sei es als Brennholz, sei es in Gestalt von Sägespänen
zum Ausstopfen und Verpacken, zur Herstellung von Briketts, als
schlechter Wärmeleiter zur Füllung von Eisbehältern, zum Reinmachen
der Wohnräume, gefärbt statt des Wollstaubes bei der Herstellung von
Samttapeten, zur Darstellung künstlichen Holzes, zur Gewinnung von
Kreosot und Holzessig. Aus dem Holze der Bäume bereitet man Kohlen,
die man zur Unterhaltung des Schmiedefeuers bei feinen Metallarbeiten,
als Zusatz zum Schießpulver, zum Entfärben und Desinfizieren, als
Filter, als Zahnpulver und als Zeichenmaterial benutzt. Aus der
Rinde der Eichen, aber auch aus Ebereschen, Kastanien und Erlen
sowie aus einer großen Anzahl von krautartigen Pflanzen gewinnt
man Gerbstoffe. Die Rinde der Korkeiche verschafft uns den Kork,
der nicht nur als Flaschenverschluß, sondern auch als Wärmeschutzmasse
für Dampfröhren, zu Einlegesohlen und Korkteppichen, zur Herstellung
von Schwimmgürteln und Rettungsbooten, als Poliermittel und zu
feinen Schnitzarbeiten verwendet wird. Die Nadelhölzer liefern Harz,
das, von den flüchtigen Ölen befreit, Geigenharz oder Kolophonium
bildet, ferner Pech, Teer, Terpentin und den Kienruß, aus dem man
schwarze Farbe und Druckerschwärze erzeugt. Andere Bäume liefern
Lacke, z. B. Kopallack, Dammarlack, Mastix und Schellack, zur Herstellung
von Firnissen, Polituren und Kitten.