1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrg, Hermann, Stillcke, Fr., Helmkampf, Adolf, Krausbauer, Theodor
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1909
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländlich-gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
1. In der Werkstälte und auf dem Arbeitsplatz.
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endlich nach jahrelangem Streben sein Werk gekrönt zu sehen. Schon
die erste Weltausstellung zu London im Jahre 1851 brachte Krupps
Leistung zur Anerkennung und verschaffte ihm Weltruf. Auf der
zweiten Weltausstellung in London (1862) hatte er einen Gußstahl-
block von 5000 kg, der in kalten: Zustand unter einem Dampfhammer
von 50000 kg in der Mitte durchgebrochen war und deutlich zeigte,
wie schon vor dem Schmieden die nach seinem Verfahren hergestellten
Rohgüsse rein und porenfrei seien. Ein 15000 kg schweres, ansge-
schmiedetes Stück Gußstahl, das in 4 Teile gebrochen war, veranschau-
lichte den Einfluß des Schmiedeverfahrens ans die rohen Gnßstahlblöcke
und die Möglichkeit, selbst solchen gewaltigen Stahlmassen gleichmäßige
Härte und Dichte und damit unverwüstliche Dauer zu geben. Obschon selbst
bahnbrechend für die Gußstahl-, richtiger Tiegelstahlfabrikation, so ver-
folgte er doch auch aufmerksam die Aortjchrnle der Stahlherstellung
außerhalb seiner Werke. Er war der erste ans dem europäischen Fest-
lande, der die Erfindung des Engländers Bessemer anwandte; er erkannte
sofort die Bedeutung der von den Franzosen Gebrüder Martin ein-
geführten Stahlbereitnng im Herdofen. Die Umsicht, der sichere Blick
in die zukünftige Entwickelung der Dinge ließ ihn ein Jahr vor seinem
Tode das Stahlwerk Annen erwerben, das in der deutschen Erfindung,
Stahl in Formen riß- und blasenfrei zu gießen, Erfahrung und
Fertigkeit erworben hatte, so daß auch hier das Kruppsche Werk führend
blieb. Noch nachhaltiaeren Gewinn als alle Siege, auf den bisherigen
Weltausstellungen errungen, brachte Krupp im Jahre 1870/71 die
glänzende Bewährung seiner Geschütze im deutsch-französischen Feldzüge.
Nach vielen Versuchen, denen sich oft erhebliche technische Schwierig-
keiten entgegenstellten, war es ihm gelungen, Stahlgeschütze von be-
wunderungswürdiger Treffsicherheit, Durchschlagskraft und Dauerhaftig-
keit zu liefern. Seit dem Jahre 1864 war die Zahl der Bestellungen
auf Feld-, Festungs- und Schrffsgeschütze seitens fast aller Staaten der
Erde bestä idig gestiegen. Bis 1908 hatte das Kruppsche Werk über
50000 G 'üstahlgeschütze für 85 verschiedene Staaten geliefert.
3. Immer zahlreicher wurden die Aufträge, welche von fern und
nah einliefen, immer umfangreicher die Werke und immer vielseitiger
ihre Erzeugnisse. Als Alfred Krupp beim Tode seiner Mittler (1848)
alleiniger Inhaber der Fabrik wurde, hatten die Werke einen Flächen-
raum von 5 ha bedeckt. Sie zählten damals nur 72 Arbeiter. Als
er starb (1887), beschäftigten sie über 21000. Sein Sohn Friedrich
Alfred Krupp dehnte die Wirksamkeit und den Ruf der Fabrik durch
Einführung bedeutender Neuerurigen in der Geschützfabrikation und
durch Aufnahme der Panzerplattenerzcngnng noch weiter aus. Die
Ausstellung von Schmiedepressen von 2000 und 5000 t Druck hob die
Leistungsfähigkeit irr der Bewältigung großer Metallmassen, und durch
Angliederring des Grnsonwerkes in Magdeburg-Buckau mit einem Schieß-
platz in Tangerhütte, der Germania-Werft in Kiel und verschiedener
Zechen wurde der Umfang des Werkes noch erheblich vergrößert.
Anfang 1909 betrug der Grundbesitz von Friedr. Krupp A.-G. in