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1. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 25

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Sittliche und wirtschaftliche Grundlagen des Bergmannsstandes 25 17. Die Wurmkrankiieit und ihre Erreger. 1. Als seinerzeit der Gotthardtunnel gebaut wurde, traten un- ter der großenteils aus Italienern bestehenden Arbeiterschaft Krankheitserscheinungen auf, deren Ursache den Ärzten lange rätselhaft blieb. Sie begannen mit Verdauungsstörungen; die Kranken klagten über Appetitlosigkeit, Druck in der Magenge- gend, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz und Unlust, worauf sich bald Erscheinungen einer stetig zunehmenden Blutarmut einstell- ten, die bei manchen einen derartigen Grad erreichte, daß sie zu Skeletten abmagerten, wachsgelbe Hautfärbung annahmen und un- ter völligem Kräfteschwund, großer Atemnot und Anzeichen von Wassersucht einem qualvollen Ende verfielen. Anfänglich galt der Mangel an Licht und frischer Luft, unter dem die Arbeiter zu lei- den hatten, als wahrscheinlicher Grund der neuartigen „Tunnel- krankheit,“ bis man die Entdeckung machte, daß winzige Würm- chen, die in den Verdauungswegen der Kranken in oft großer Zahl nachgewiesen werden konnten, als Erreger des Siechtums anzusehen seien. Nach dieser Feststellung gelang es zwar, die meisten Kran- ken zu retten; indes war die einmal ausgebrochene Epidemie nicht mehr völlig zu unterdrücken. Bedenklicher noch blieb der Umstand, daß manche anscheinend gesunde Arbeiter, um einer Ansteckung zu entgehen, ihre Arbeitsstätte verließen, in den verschiedenen Staa- ten Mitteleuropas ähnliche Arbeitsgelegenheit suchten und bei Tief- bauunternehmungen aller Art Anstellung fanden. Nun zeigte es sich, daß die anscheinend Gesunden vielfach bereits angesteckt ge- wesen sein mußten; denn innerhalb der nächsten Jahre wurde so- wohl aus der Schweiz, Österreich-Ungarn und Frankreich, als auch aus Belgien, Holland und Deutschland über das Auftreten der Wurmkrankheit in einzelnen Gruben berichtet. Bei uns zeigte sie sich zuerst im Buhrgebiete. Da sich indes die Verseuchung dieser Betriebe jahrelang inner- halb engerer Grenzen hielt, so wurde ihr seitens der Oberbergämter keine allzu große Bedeutung beigelegt. Wohl ergingen einzelne zweckmäßige Erlasse gegen das Umsichgreifen der Krankheit, auch wurde wohl im allgemeinen mit der notwendigen Energie auf die Durchführung derselben gedrungen. Bei dem wenig seßhaften Cha- rakter eines Teiles der Bergleute, besonders der polnischen und un- garischen Elemente, die eine große Gleichgültigkeit gegenüber den gesundheitlichen Vorschriften zeigten, konnte es aber nicht aus- bleiben, daß sich die Seuche auch im Bheinisch-Wcstfälischen Gru- benbetriebe Verbreitete. Von dem bedrohlichen Stande der Wurm- krankheit aber erfuhr man erst, als um die Wende des Jahrhun- derts besonders aus dem Buhrgebiete die Klagen der von der Seuche Befallenen oder zunächst Bedrohten an die Öffentlich- keit kamen. Seitdem sind behördlicherseits statistische Erhebun- gen über den Umfang der Verseuchung eingeleitet worden, die das erschreckende Ergebnis hatten, daß in manchen Gruben über
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