1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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ir. Abschnitt
50 Prozent aller Arbeiter wurmkrank waren. Durch weitere
Untersuchungen ist festgestellt worden, daß die Belegschaften zum
Teil bis zur Hälfte, ja bis 70 Prozent an dieser Krankheit litten.
Der energischen Durchführung der behördlich vorgeschriebenen
Abwehrmaßregeln ist es jetzt gelungen, der Krankheit so erfolg-
reich zu Leibe zu gehen, daß bei der letzten Durchmusterung im
Oberbergamtsbezirke Dortmund nur noch 2655 Wurmträger ge-
zählt wurden bei einer Gesamtbelegschaft von rund 280 000 Mann.
2. Der Wissenschaft ist es inzwischen gelungen, die biolo-
gischen1) Verhältnisse des Erregers der Wurmkrankheit genau fest-
zustellen. Der Schmarotzer ist ein weißgraues Würmchen, das in
völlig ausgebildetem Zustande nur im Darme des Menschen vor-
kommt. Er stammt aus den Tropen und ist über Ägypten nach Süd-
europa eingeschleppt worden. Die selteneren Männchen sind durch-
schnittlich 8, die Weibchen 10 bis 15 mm groß. Sie erscheinen
fadenförmig und ungegliedert. Die rundliche, als Saughöhle aus-
gebildete Mundöffnung ist von sechs glänzenden, hakenförmigen
Anhängseln umgeben, denen der Schmarotzer seinen Namen ,,Häk-
chenmund" (Ankylostomum duodenale) verdankt.
Von anderen Schmarotzern des menschlichen Darmes unter-
scheidet sich der Häkchenmund dadurch, daß er seine Nahrung
nicht dem Darminhalte, sondern direkt der Darmwand entnimmt.
Zu dem Zwecke bohrt er seinen Hakenkranz in die Schleimhaut
des Zwölffingerdarmes und Dünndarmes, heftet sich fest, preßt
die Mundöffnung gegen die Darmwand und saugt aus derselben
Blut. Vollgesogene Tiere nehmen eine braunrote Farbe an. Die
Anheftung an der Darm wand ist dabei eine so feste, daß das Tier
seinen Platz jahrelang behauptet und ihn nur gezwungen aufgibt.
Die Fortpflanzung geschieht durch mikroskopisch kleine Eier,
die von den Weibchen fast ohne Unterbrechung in den Darm-
inhalt abgesetzt werden und sich mit demselben vermischen. Bei
jeder Entleerung muß ein Teil derselben ins Freie gelangen, wo
unter günstigen Bedingungen die Entwickelung erfolgt. Vor
allem verlangen die Eier Dunkelheit, Feuchtigkeit und eine Tem-
peratur von 25—30° C, während Sonnenlicht, Trockenheit und
Kälte ihre Keimfähigkeit aufheben. Jene Bedingungen sind aber
in unseren Breiten eigentlich nur in Bergwerken und verwandten
Betrieben vorhanden und vereinigt, so daß in Mitteleuropa die
Verbreitung der Seuche ausschließlich auf die Kreise der Berg-
werks-, Tunnel- und Erdarbeiter beschränkt bleiben dürfte. Für
die Entwickelung der Eier scheint der Grubenschlamm in erster
Linie in Frage zu kommen. Besonders reichlich ist der Schlamm
in Kohlengruben vorhanden, in denen, um Kohlenexplosionen zu
verhüten, das Berieselungssystem eingeführt ist. So segensreich
nun dieses System an sich wirkt, so ist doch in dessen neuer-
licher Einführung nach Ansicht vieler Fachleute wahrscheinlich
1) Biologie, d. i. die Lehre vom Lehen.