1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Abschnitt
stoff vielfach, um höhere Temperaturen zu erzielen, als man mit einer
gewöhnlichen Flamme erhalten kann. Bläst man z. B. in eine Wasser-
stoffslamme, die an und für sich schon eine große Wärmemenge liefert,
reinen Sauerstoff, so erhält man eine sehr heiße Flamme. In dieser so-
genannten Knallgasflamme läßt sich sogar das schwer schmelzende Platin-
metall flüssig machen.
Die Aufnahme von Sauerstoff braucht nun aber nicht immer unter
Flammenerscheinung vor sich zu gehen, sie findet auch auf anderem Wege
statt. Lassen wir ein Stück Eisen an der Luft liegen, so rostet es. Es nimmt
Sauerstoff auf, denn der gebildete braune Rost ist nichts weiter als eine
Verbindung von Eisen mit Sauerstoff. Bei diesem Prozeß tritt sicher auch
eine Wärmeentwickelung auf, die wir mit unseren Mitteln aber nicht
wahrnehmen können.
Eine solche im Gegensatz zur Verbrennung langsame Sauerstoffauf-
nahme nennen wir Oxydation. Diesen Prozeß sehen wir überall in der
Natur sich vollziehen. Nicht zuletzt ist das Atmen der Menschen und Tiere
durch eine Oxydation bedingt. Wir atmen Sauerstoff ein und führen ihn
vermittels der Lunge dem Blute zu. Hier findet eine Oxydation statt, und
zwar wird die von dem Organismus aufgenommene Nahrung teilweise
verbrannt und wie bei dem Brennen einer Kerze bildet sich Kohlensäure,
die wir ausatmen.
Endlich wollen wir noch untersuchen, welche Rolle die Kohlensäure
in der Atmosphäre spielt. Sie bildet, wie schon erwähnt, nur einen sehr
geringen Prozentsatz der Luft. Dies muß uns zunächst wundernehmen,
sehen wir doch täglich ungeheure Mengen entstehen. Jeder Fabrikschlot
sendet große Mengen Kohlensäure in die Luft, jede brennende Flamme
trägt zu ihrer Vermehrung bei, und schließlich atmen Menschen und Tiere
fortwährend dieses Gas aus. Es mußte daher eine starke Vermehrung
der Kohlensäure stattfinden. Eine solche ist aber nicht festgestellt worden,
wenn auch in manchen Fällen der Kohlensäuregehalt zeitweilig sehr stei-
gen kann, z. B. in Räumen, in denen viele Flammen brennen oder eine
große Anzahl Menschen atmet. Die sich bildende Kohlensäure wird viel-
mehr auf einem anderen Wege wieder aus der Atmosphäre entfernt. Wie
Menschen und Tiere den Sauerstoff ein- und Kohlensäure ausatmen, voll-
zieht sich bei den Pflanzen der umgekehrte Vorgang. Sie atmen nämlich
durch die Blätter Kohlensäure ein. In dem pflanzlichen Organismus
wird diese nun in Kohlenstoff und Sauerstoff gespalten. Der erstere wird
zum Aufbau der Pflanzen verwandt, während der Sauerstoff wieder aus-
geatmet wird. Aus diese Weise verzehren die Pflanzen die Kohlensäure
der Luft, die sich sonst bei ihrer massenhaften Bildung bald in der Luft
anreichern würde.
Der letzte wichtige Bestandteil der Luft ist der in ihr enthaltene
Wasserdampf. Er entsteht durch Verdunstung der Gewässer, und zwar ist
der Feuchtigkeitsgehalt der Luft sehr verschieden und beständigem Wechsel
unterworfen. Warme Luft kann mehr Wasserdampf in sich aufnehmen als
kalte. Kühlt sich die Luft ab, so muß sich entsprechend der Aufnahme-
fähigkeit derselben Wasserdampf ausscheiden. So bilden sich dann zunächst