1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
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Ganz Südwestafrika ist mit Ausnahme des Gebietes der Ovambos,
das während der Regenzeit größtenteils unter Wasser steht, für den Euro-
päer bewohnbar. Doch ist eine Massenauslvandernng dorthin aus dem
Grunde ausgeschlossen, weil nur da Ackerbau getrieben werden samt, wo
eine künstliche Bewässerung möglich ist. Die Viehzucht ist noch einer be-
trächtlichen Hebung fähig, wenn nur erst mehr Wasserplätze vorhanden
sind und einer etwaigen Dürre durch Anbau von Futterpflanzen begegnet
werden kann. Als Zuchtvieh kommt in Betracht Rindvieh, Schafe, An-
goraziegen und Strauße; lebendes Schlachtvieh auszuführen hindert aber
der wüstenhafte Küstensaum.
Auch als Bergbaugebiet wird die Kolonie wahrscheinlich eine Zu-
kunft haben. Im Norden ist bereits das Knpferlager von Otavi erschlossen
und durch eine Bahn, wie bereits erwähnt, mit Swakopnnlnd verbunden.
An der Lüderitzbucht machte man erhebliche Diamantfunde, und für diese
allein betrug 1909 die Abgabe ans Deutsche Reich 15 Millionen Mark.
Der Wert der in die Kolonie eingeführten Gegenstände, darunter vor
alleni Getränke, Konserven und sonstige Verzehrungsgegenstände, Eisen,
Baumaterialien, Textilwaren, Tabak und Maschinen belief sich insgesamt
auf 24 Millionen Mark.
Ostafrika, das größte, volkreichste und wichtigste von allen deut-
schen Schutzgebieten, ist doppelt so groß lute Deutschland und hat etlua die-
selbe Einwohnerzahl wie unsere Rheinprovinz (7 Millionen). Etwas süd-
lich des Äquators dehnt es sich vom Indischen Ozean westlich bis an die
großen afrikanischen Seen und im Norden vom Viktoriasee und dem mäch-
tigen Kilima-Ndscharo (d. h. Berg des Geistes) südlich bis zum Nyassa-
See und dem Rovuma.
Der Küstenstreif ist fruchtbar, aber feuchtheiß und darum für Euro-
päer ungesund. Ausnahmen bilden die Höhen, wie z. B. im Dschaggalande
am Südabhange des Kilima-Ndscharo, wo das Klima ihnen zuträglich
ist. Die im Küstengebiete durch alle Jahreszeiten hindurch herrschende
gleichmäßig hohe Temperatur von etwa 26 o zwingt leider die eingewan-
derten Deutschen, mindestens nach einigen Jahren Aufenthaltes Erholung
unter einem kühleren Himmelsstrich zu suchen, selbst wenn ihre Gesund-
heit nicht durch die dort heimischen Krankheiten (Fieber und Dysenterie)
angegriffen ist. Der heißeste Monat, der Februar, hat eine Durchschnitts-
wärme von 28 0 und der kälteste, der Juli, eine solche von 23 o C. Auf dem
schlammigen Ufersaum wächst der einen Gerbstoff liefernde Mangrove-
baum, welcher aus Stamm und Ästen Luftwurzeln hinab in den Schlamm
sendet, so daß zur Zeit der Flut, wenn das Wasser die Wurzeln bedeckt,
solche Mangrovebestände den Eindruck eines ins Meer versunkenen Waldes
machen. Die höheren Uferböschungen tragen dichten Busch, untermischt
mit Kokospalmen und Affenbrotbäumen, die durch Bananenpflanzungen
der Eingeborenen unterbrochen werden. Ganze Herden von Antilopen
und Zebras und kleinere Rudel des afrikanischen Büffels durchstreifen
die Hochebenen; Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich überall; doch
sind Löwe und Elefant schon seltener gelvorden.
Die Eingeborenen Ostafrikas sind Bantuneger und treiben meist Acker-