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1. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 304

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
m 304 Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland 110. Die Auswanderer. Ich kann den Blick nicht von euch werrden, ich muß euch anschaun immerdar: Wie reicht ihr mit geschäftigen Händen dem Schiffer eure Habe dar! Ihr Männer, die ihr von dem Nacken die Körbe langt, mit Brot beschwert, das ihr aus deutschem Korn gebacken, geröstet habt auf deutschem Herd; Uud ihr, im Schmuck der langen Zöpfe, ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank, wie sorgsam stellt ihr Krüg' und Töpfe auf der Schaluppe grüne Bank! Das sind dieselben Töpf' und Krüge, oft an der Heimat Born gefüllt! Wenn am Missouri alles schwiege, sie malten euch der Heimat Bild: Des Dorfes steingesaßte Quelle, zu der ihr schöpfend euch gebückt, des Herdes traute Feuerstelle, das Wandgesims, das sie geschmückt. Bald zieren sie im fernen Westen des leichten Bretterhauses Wand, bald reicht sie müden braunen Gästen, voll frischen Trunkes, eure Hand. Es trinkt daraus der Tscherokese, ermattet, von der Jagd bestaubt; nicht mehr von deutscher Rebenlese tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt. O sprecht! warum zogt ihr von dannen? Das Neckartal hat Wein und Korn, der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen, im Spessart klingt des Älplers Horn. Wie wird es in den fremden Wäldern euch nach der Heimatberge Grün, nach Deutschlands gelben Weizenfeldern, nach seinen Rebenhügeln ziehn! Wie wird das Bild der alten Tage durch eure Träume glänzend wehn! Gleich einer stillen, frommen Sage wird es euch vor der Seele stehn. Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden! Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis! Sei Freude eurer Brust beschieden Und euern Feldern Reis Und Mais! Ferdinand Freiligrath. _—I—_
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